20.07.2003

Agent gesucht

Vor Jahren war ein Autor auf einer Veranstaltung des Verlags A aus B, um zu erkunden, ob sein vielversprechendes Manuskript Chancen hat.
Nachdem er pflichtschuldigst stundenlang dem Referat über das Verlagsprogramm gelauscht hatte, kam nun seine große Stunde: Die Frage-Antwort-Runde.

Allen Mut zusammenfassend, fragte er in einem doch recht großen und vielbesuchten Saal den Sprecher des Verlags A aus B, was denn die Voraussetzungen wären, um in diesem Verlag zu veröffentlichen. Als er erst einen abmusternden Blick auf seine Person bekam, fragte er genauer nach: Was erwarte der Verlag von einem Autor?

Die Antwort war simpel: Einen guten Agenten.

Es war nicht nur das Lachen der Zuhörer (manchen davon blieb allerdings dieses im Halse stecken - vermutlich waren es Autoren mit unveröffentlichten Manuskripten), was ihn dazu brachte, fassungslos aus dem Saal zu verschwinden. Sondern auch die Tatsache, dass er keinen Agenten hatte.

Nun rief er einen Freund an, ob er nicht sein Agent werden würde. Dieser machte ihn allerdings klar, dass er keine Beziehungen zum Verlag A aus B hatte und gab ihm dem Rat - bevor bei seinem unprofessionellen Erscheinen im Verlagshaus er der Lächerlichkeit preisgegeben werden würde - das Manuskript auf die gute alte deutsche Art zu veröffentlichen.
Also mindestens zwanzig Kopien zu ebenso vielen Verlagen zu schicken, zwei drei Jahre zu warten, eventuell Antwort zu bekommen und ansonsten einfach weiter zu schreiben.

Der Autor folgte dem Rat seines Freundes und nach Jahren gelang ihn ein Bestseller, der nicht im Verlag A aus B veröffentlicht wurde. Warum er dann wieder auf eine Veranstaltung eben jenes Verlages ging, wurde nie ganz geklärt.

Nachdem er sich stundenlang ein Referat über das Verlagsprogramm angehört hatte, kam für einen jungen unbekannten Autor, der neben ihm saß, die große Stunde: Die Frage-Antwort-Runde. Er fragte in einem gutbesuchten Saal, was denn der Verlag A aus B am meisten brauchte.
Bevor der Sprecher antworten konnte, stand unser Autor ebenfalls auf.

Seine Antwort war simpel: Gute Autoren.

[geschrieben von Gabi]

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