© der Geschichte: H.-T. Kutzik. Nicht unerlaubt
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Der Erlöser

"Wer sind Sie und was wollen Sie hier ?" Panik lag in den Augen der Frau, die nur mit einem dünnen Morgenmantel bekleidet war.
Der Mann, der in ihre Wohnung eingebrochen war und jetzt mit einem Skalpell bewaffnet vor ihr stand, grinste sie an.
Wahnsinn spiegelte sich in seinen Augen wider. Getrocknete Blutflecken bildeten ein Mosaik des Schreckens auf seinem Hemd.
"Ich bin Dein Erlöser", donnerte eine tiefe Stimme "Ich werde dich von der Qual des Lebens befreien!"
Stück für Stück kam er näher. Metallisch glänzte das Skalpell, das von Mondlicht angestrahlt wurde.
"Bitte, ich habe Ihnen doch nichts getan. Ich kenne Sie doch gar nicht", flehte sie. Doch der Fremde ging unaufhaltsam auf sie zu.
Verzweifelt blickte sie sich um. Hinter ihr die Wand, neben ihr das Bett und dann kam die Tür.
Die Tür. Sie mußte die Tür erreichen. Mit einem langen Satz sprang sie aufs Bett. Der rettende Fluchtweg kam immer näher. Sie lief über das breite französische Bett, in dem schon so viele Männer eine Nacht verbracht hatten, sprang hinunter und erreichte die Tür. Der Fremde machte keine Anstalten, ihr zu folgen.
Wie versteinert stand er da und beobachtete ihren Fluchtversuch. Ein Hoffnungsschimmer keimte in ihr auf. Mit einer schnellen Bewegung drückte sie die Klinke hinunter und wollte die Tür aufreißen. Ein heftiger Schmerz zuckte durch ihren Arm. Die Tür bewegte sich keinen Millimeter, sie war zu. Wie konnte das sein? Sie verschloß niemals ihre Türen.
Erneut versuchte sie, die Absperrung zu ihrer Rettung zu öffnen. Und wieder. Und wieder. Es war zwecklos.
Der Fremde, der eben noch wie versteinert dagestanden hatte, setzte sich nun wieder in Bewegung. Unaufhaltsam. Bedrohlich. Nur noch wenige Schritte trennten sie voneinander. Er war ihr schon so nahe, daß sie seinen Körpergeruch wahrnehmen konnte.
Ein übler Geruch, der ihr den Atem abschnürte und sie an verwesendes Fleisch erinnerte.
"Bitte", winselte sie. "Tun Sie mir nichts. Ich tue alles, was Sie wollen. Ich gebe Ihnen was ich habe." "Ich will nur Dein Leben. Deine Erlösung steht kurz bevor."
Er stand jetzt direkt vor ihr. Sie sah in seine Augen, die dunkel und leblos waren. Sein Gesicht war zu einer Fratze verzerrt. Das Skalpell schwebte dicht vor ihr, bereit, ihr Leben auszuhauchen.
Sie konnte nicht mehr weg. Sein Atem streifte ihre Haut. Der Atem des Todes. Langsam hob er seine freie Hand und streichelte ihr Gesicht. Seine Haut war kalt und feucht. Tränen liefen aus ihren Augen. Seine Hand glitt hinunter an ihr Kinn und mit einer gewaltigen Kraft drückte er ihren Kopf nach oben und legte ihre Kehle frei. Langsam legte er das Skalpell auf ihre nackte Haut. Sie versuchte zu schreien, doch mehr als ein Krächzen brachte sie nicht zustande.
"Jetzt ist es soweit", keuchte er und seine Augen begannen, in einem tiefen Rot zu leuchten.
Er drückte das Skalpell langsam, immer tiefer in ihre Haut. Sie spürte, wie das kalte Metall in ihren Hals eindrang und warmes Blut hinabfloss. Panikerfüllt fing sie an zu strampeln und nach ihm zu treten, doch er war zu stark. Immer weiter zog er den Schnitt und schaute in die Augen der Frau, die zuerst Panik, dann Verständnislosigkeit, schließlich aber, wie er meinte, Freude und Dankbarkeit ausstrahlten.
Er wußte, daß seine Opfer ihm dankbar waren. Dankbar dafür, daß er sie von ihrem Leben erlöste und sie vor weiteren Sünden bewahrte.
Deshalb genoß er es, so wie jetzt, zu sehen, wie das Leben aus ihren Körpern wich.
Ein Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen. Ein wissendes Lächeln. Er würde die ganze Welt von allem Übel befreien.

Kommissar Schmellmann betrachtete das Szenario, das sich ihm bot.
Eine junge Frau lag auf einem großen französischen Bett. Blut klebte an der Tür und daneben bildete sich eine Lache auf dem Boden. Auf dem Bett selbst war kein Blut zu sehen.
`Wie immer´ dachte er und wahrscheinlich wieder nichts, was auf den Täter hindeutet, der hier sein sechstes Opfer innerhalb der letzten vier Wochen aufgebahrt hatte.
"Wie sieht's aus? Irgend etwas neues?" fragte er Bollmeier, seinen jungen Assistenten, der vor einigen Monaten zu seiner Truppe gestoßen war, hoffnungsvoll. "Wie immer, die Kehle durchgeschnitten und wieder zugenäht."
"Hat sie auch ein "E" in die Stirn geritzt oder haben wir es diesmal mit einem Nachahmungstäter zu tun?" "Alles wie immer Chef. Unverkennbar unser Mann." "Scheiße! Wenn wir den Spinner nicht bald schnappen, macht die Bevölkerung uns die Hölle heiß."
Es mußte sich langsam ein erster Erfolg abzeichnen, denn die Presse übte schon gewaltigen Druck aus und die Stimmung in der Stadt wurde immer schlechter.
Die Polizei wurde als Truppe armseliger Hampelmänner abgestempelt und das konnte in allen Bereichen verheerende Folgen haben. Bald würden die Verbrecher sie gar nicht mehr ernst nehmen.
"He, kommt mal hier rüber, wir haben einen Fingerabdruck gefunden, der nicht von der Toten stammt", rief einer von Schmellmanns Männern aufgeregt.
Na also, dachte Schmellmann. Vielleicht haben wir ja jetzt endlich mal einen kleinen Hinweis auf den Täter gefunden.
Ein paar Beamte standen um einen kleinen Tisch herum, der sich auf der gegenüberliegenden Wand des Bettes befand. Auf dem Tisch stand ein Foto, das die Tote mit einer anderen Frau zeigte. Auf der Glasscheibe, hinter der sich das Bild befand, prangte ein deutlicher, blutverschmierter Fingerabdruck. Offensichtlich hatte der Täter dieses Foto betrachtet. Schmellmann sah auf die junge Frau, die neben der Toten auf dem Bild zu sehen war. Die Ähnlichkeit mit dem Opfer war verblüffend. Es könnte ihre Schwester sein. Schmellmann wurde schlagartig bewußt, warum der Wahnsinnige das Foto betrachtet hatte.
Diese junge Frau würde sein nächstes Opfer sein!

Er lag in tiefer Dunkelheit. Die Vorhänge in dem stickigen, kleinen Hotelzimmer waren zugezogen. Ein muffiger Geruch, sein Geruch, erfüllte das Zimmer. Seine Gedanken kreisten um das Foto. Diese Frau, die der anderen so ähnlich sah.
Er mußte versuchen, auch ihr Leben auszulöschen, wollte spüren, wie ihre Kräfte langsam schwinden und Dankbarkeit sich in ihr breitmachte.
Er mußte sie erlösen, wie auch er einst erlöst worden war. Auch er war dankbar für sein neues Leben, das jetzt endlich einen Sinn hatte. Er hatte schon früher gewußt, daß er zu Höherem bestimmt war und durch die Hand Gottes, seines Gottes, hatte er seine Bestimmung gefunden. Sein Gott hatte ihn zum Erlöser ernannt, zum Herrscher über Leben und Tod, ihn selbst zu einem kleinen Gott gemacht. Er war kein Mensch mehr, dessen war er sich bewußt.
Aber er wollte auch nicht mehr zu den armseligen Kreaturen gehören, die sich durch Gefühlsduselei ihr Leben ruinierten, bei denen Haß sich entlud, um später einem schlechten Gewissen Platz zu machen.
Die aus Liebe zu einem anderen blind wurden für ihr eigenes Leben und ihre eigenen Bedürfnisse. Er konnte niemanden lieben.
Aber er wußte, daß er geliebt wurde. Jedes seiner Opfer liebte ihn für die Befreiung vom Leben, auch wenn sie am Anfang so taten, als würden sie ihn hassen. Sie liebten ihn trotzdem. Diese Frauen.
Sein Gott hatte ihm befohlen, nur Frauen zu töten, obwohl er auch gerne einen Mann in seiner Sammlung gehabt hätte. Aber Frauen waren die Spender des Lebens, die Aufrechterhaltung der Menschen und deswegen mußte er sie alle erlösen, damit nicht noch mehr gefühlsgeplagte Kreaturen diese Welt bevölkern konnten.
Die Männer würden sich von ganz alleine unterwerfen und die, die es nicht taten, würden durch seine Hand sterben.
Die Elite des Hasses würde diese Welt bewohnen.
Die Zeit wird kommen.
Er hatte noch viel zu tun.

Schmellmann saß in seinem kleinen Büro und studierte die Befunde des Labors. Der Fingerabdruck stammte von einem gewissen Jürgen Schmidt, einem arbeitslosen Mechaniker, der schon öfter wegen schwerer Körperverletzung vor Gericht stand.
Außerdem hatte Schmidt Verbindung zu okkulten Sekten, die dem Satan huldigten.
Eigentlich hätten sie Schmidt jetzt festnehmen können, wenn nicht die Tatsache bestünde, daß er vor zwei Jahren beerdigt worden war.
Irgend etwas war hier faul. Die Untersuchung des Blutes hatte ergeben, daß es sich weder um menschliches Blut noch um Tierblut handelte.
Es war vielmehr eine Substanz, die selbst die Labormediziner vor ein Rätsel stellte. Die einzige Übereinstimmung war die Farbe.
"So eine verdammte Scheiße", fluchte Schmellmann und schmiß die Akte mit den Ergebnissen auf seinen Schreibtisch. "Wir jagen einen beschissenen Zombie." "Zombie? Chef, Sie lesen zu viele Romane." Bollmeier trat in das Büro und sah seinen Chef mitleidig an. "Was soll ES sonst sein, Bollmeier? Haben Sie die Akte gelesen?" raunzte Schmellmann ihn an.
"Ja, das habe ich. Und es ist ein sehr ungewöhnliches Ergebnis. Aber Zombies, Chef? Sie wissen doch selbst, daß den Kriminellen heutzutage alles mögliche einfällt, um uns in die Irre zu führen."
"Und wie erklären Sie sich, daß Schmidt vor zwei Jahren beerdigt wurde ?"
"Vielleicht war es ja gar nicht Schmidt. Die Leiche konnte nie identifiziert werden."
"Ach, vielleicht haben Sie recht, die Sache macht mir einfach ganz schön zu schaffen. Haben Sie denn etwas über das Mädchen auf dem Foto herausfinden können?" "Ja, wir haben Nachbarn befragt und eine ältere Frau hatte irgendwann zufällig den Namen mitbekommen." "Zufällig, ja?"
"Na ja, sie hat zugegeben, daß sie ab und zu mal an der Tür lauscht, aber das kann uns egal sein. Hauptsache wir haben den Namen."
"Nun sagen Sie schon, wie sie heißt, Bollmeier", sagte Schmellmann gereizt.
"Sabine Ehrendorf. Sie ist die Schwester der Toten. Sie wohnt in der Fröbiusstrasse"
"Na dann nichts wie hin. Bevor es zu spät ist."
Die beiden eilten aus dem Büro und Schmellmann war sich sicher, daß der Wahnsinnige nicht lange warten würde, bis er diese Frau umbrachte.

Er stand vor ihrem Haus. Sein Meister hatte ihm den richtigen Weg gezeigt. Er konnte ihre Umrisse hinter den Gardinen erkennen. Freude überflutete ihn. Freude darüber, daß er seine Mission fortsetzen konnte. Ein Stück näher am Ziel.
Niemand, der versuchte, ihn aufzuhalten, weil niemand wußte wer er war.
Langsam schlich er ums Haus und suchte nach einem offenen Fenster oder etwas ähnlichem, durch das er hinein gelangen konnte. Er brauchte nicht lange suchen. Die Terrassentür stand sperrangelweit offen. Vorhänge wurden vom Wind aufgebläht.
Leise trat er durch die geöffnete Tür ins Innere des Hauses. Der Duft eines blumigen Parfüms empfing ihn. Der Raum war dunkel und aus einiger Entfernung hörte er leise Musik. Eine Frauenstimme summte die Melodie mit. `Sie ist fröhlich´ dachte er sich, das ist gut. Er schlich sich tiefer ins Haus hinein. Gedämpftes Licht durchdrang nun die Dunkelheit. Jetzt konnte er sie sehen.
Die Ähnlichkeit war wirklich verblüffend. Fasziniert beobachtete er, wie sie sich langsam umdrehte und in seine Richtung schaute, wie sich ihre Augen weiteten und Entsetzen ihr Gesicht verzerrte.
Ein Schrei hallte durch die Nacht.
Für ihn war es der liebliche Gesang des Todes.

Schmellmann und Bollmeier rasten in ihrem Dienstwagen durch die Stadt, vorbei an bunten Leuchtreklamen. Aus einigen Kneipen drang Musik zu ihnen herüber.
"Wie weit ist es noch, Bollmeier?" wollte Schmellmann wissen.
"Wir sind gleich da. Die nächste links."
Nach wenigen hundert Metern bogen sie links ab. Der Lärm der Stadt ebbte langsam ab. Sie fuhren vorbei an prächtigen Villen und hübschen Reihenhäusern.
"Hier müßte es gleich irgendwo sein. Nr. 15", sagte Bollmeier und hielt nach der Nummer Ausschau.
"Da drüben. Halten Sie hier an, Bollmeier", rief Schmellmann aufgeregt.
Bollmeier stoppte den Wagen. Hektisch stieg Schmellmann aus.
"Nun kommen Sie schon, Bollmeier, die Zeit drängt. Wer weiß, ob er ihr nicht schon einen Besuch abgestattet hat."
Mit großen Schritten liefen die beiden auf das Haus der Frau zu, als plötzlich ein Schrei durch die Nacht hallte.
"Scheiße", schrie Schmellmann. "Er ist bei ihr. Sie gehen hintenrum und ich breche die Vordertür auf." "OK Chef, seien Sie vorsichtig"

Bollmeier lief um das Haus herum.
Auf der Rückseite war alles dunkel und ruhig. Außer dem Schrei, der eben zu hören war, durchbrach nichts die unnatürliche Stille.
Vorsichtig ging er weiter ums Haus herum, bis er die offene Terrassentür sah.
Na also, dachte er, jetzt geht's dir an den Kragen. Mit gezogener Waffe schob er den langen Vorhang zur Seite und trat in den dunklen Raum ein.
Auch hier war alles ruhig, nur das Klopfen seines Herzens erschien ihm übernatürlich laut. Alle Sinne angespannt schob er sich an der Wand entlang in einen kleinen Flur.
Einige Meter vor sich konnte er schwaches Licht entdecken. Langsam ging er weiter, immer näher auf den Raum zu, aus dem das Licht drang.
Er hörte eine tiefe bedrohliche Stimme.
"Ich werde dich erlösen. Die Flamme Deines Lebens wird heute erlöschen."
Jetzt mußte er handeln.
Mit langen Schritten nahm er den letzten Meter, der ihn von dem Raum trennte. Die Waffe im Anschlag stürmte er hinein.
Da stand er.
Bewaffnet mit einem Skalpell, das er an die Kehle der Frau drückte.
"Polizei! Lassen sie die Waffe fallen!" schrie Bollmeier, bereit, wenn nötig zu schießen.
Der Wahnsinnige ließ von der Frau ab und blickte in Bollmeiers Richtung. Ein Grinsen lag auf seinen Lippen. "Du armselige Kreatur wagst es, mich bei der Erfüllung meiner Pflicht zu stören. Wer gibt Dir das Recht, Dich gegen den Erlöser zu stellen? Dafür wirst du sterben!" Langsam ging der Wahnsinnige auf Bollmeier zu. "Bleiben Sie stehen oder ich schieße!" rief Bollmeier, doch seine Drohung schien den Irren nicht zu stören. Er kam immer näher.
"OK. Du willst es anscheinend so. Dann blas´ ich Dir eben Dein Spatzenhirn weg."
Bollmeier feuerte.
Die Kugel traf den Irren genau zwischen die Augen. Doch was Bollmeier jetzt sah, ließ sein Blut in den Adern gefrieren:
Das Geschoß drang zwar in den Kopf des Mörders ein, fiel aber genauso schnell wieder hinaus. Kein Loch war zu sehen, kein Blut floß.
Grinsend ging der Irre weiter auf Bollmeier zu. Bollmeier schoß erneut, aber die Wirkung blieb dieselbe. Starr vor Angst sah er das Skalpell vor seinen Augen auftauchen.

Schmellmann hörte den Schuß. Bollmeier mußte den Kerl gefunden haben. Mit schnellen Schritte durchquerte er die geflieste Eingangshalle und lief auf den Raum zu, aus dem er glaubte, den Schuß gehört zu haben.
Dicht an die Wand gepreßt, riskierte er einen Blick ins Innere des Raumes.
Die Frau saß zusammengekauert und weinend in der hinteren Ecke.
Gott sei Dank, sie lebte.
Dann sah er die massige Gestalt des Mörders, der Bollmeier in seinen Fängen hatte. Ein Skalpell raste auf seine Kehle zu.
"Neeiiin!" schrie Schmellmann und schoß auf die Hand des Mörders.
Das Skalpell flog in hohem Bogen aus seiner Hand. Irritiert ließ er Bollmeier los und hielt Ausschau nach seinem verlorengegangenen Mordinstrument.
Schmellmann schoß erneut, doch auch er konnte den Irren damit nicht bezwingen. Mit einem Hechtsprung sprang er den Mörder an und riß ihn zu Boden.
Der Gestank von verfaultem Fleisch drang in seine Nase und er spürte einen Brechreiz in sich aufsteigen. Der Irre lachte und warf Schmellmann mit einer unglaublichen Kraft von sich, direkt gegen die Wand. Leblos blieb Schmellmann liegen.
Bollmeier, der sich wieder im Griff hatte, lief zu seinem Chef.
"Chef, sind Sie in Ordnung?" fragte er aufgeregt. Schmellmann zeigte keine Reaktion.
Bollmeier rüttelte ihn, doch auch das blieb ohne Erfolg. Er taste nach dem Puls seines Chef, doch da war nichts. Er war tot.
Jetzt mußte er alleine klarkommen.
Plötzlich wurde ihm die Luft abgeschnürt. Er hatte vergessen, den Wahnsinnigen im Auge zu behalten. Mit roher Gewalt drückte der Irre ihm die Luft ab. Verzweifelt versuchte Bollmeier, den Arm des Irren wegzudrücken. Aber er war zu stark.
Scheiße, er würde sterben.
Sterne tanzten vor seinen Augen und kündigten die Bewußtlosigkeit an. Wie durch einen dichten Vorhang hörte er einen Schrei. Schrie er etwa oder war das eine Halluzination?
Plötzlich lockerte sich der Griff des Irren, bis er Bollmeier schließlich ganz losließ. Erschöpft sackte Bollmeier zu Boden. Warum ließ er ihn los? Dann sah er den Grund: Die Frau stand mit einem Schwert bewaffnet vor ihm.
Der Körper des Irren lag am Boden.
Der Kopf fehlte.
Sie hatte ihn besiegt.
"Danke" krächzte Bollmeier.
Die Frau starrte ihn unvermittelt an. Ihre Gesichtszüge waren versteinert.
"Ihr könnt meinen Körper zerstören aber nicht meinen Geist"
Bollmeier erstarrte, das war die Stimme des Irren. Wie war das möglich?
War sein Geist in den Körper der Frau geschlüpft? Die Antwort würde ihm wohl immer verborgen bleiben, denn die Klinge des Schwertes raste auf ihn zu.

Das letzte was er spürte, war ein stechender Schmerz. Dann nahm ihn die ewige Dunkelheit in Empfang.

to be continued...

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