© der Geschichte: Bernd Christiansen. Nicht unerlaubt
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Teufelsweib

Sie verspürte diesen Durst, der sie dazu trieb, Menschen auszusaugen, bis das Leben vollends entschwand, und hatte ihre Opfer auch danach noch zu versorgen. Sie mußte ihnen die Rückkehr verweigern, indem sie ihre Herzen zerstörte.
Der Himmel war klar, sie entdeckte neben zahlreichen Sternzeichen auch den Mond. Nicht mehr lang, vielleicht nur Minuten noch, dann würde er sich zu seiner vollen Rundung erschlossen haben.
"Na los, Süße, rein mit dir." Die Jungs von der Security ließen sie anerkennend hereinstöckeln.
Sie nahm ihren ersten Drink und ging auf die Tanzfläche, um sich den düsteren Bässen und grellen Lichteffekten hinzugeben. Ihre lange Mähne flog im Beat der hundertachtzig stampfenden Menschen, deren Anwesenheit leider auch ihr Verlangen wachhielt. Sie brauchte dringend ein paar Liter, bevor ihre Kräftereserven schwanden.
Und sie verspürte auch die Gegenwart der anderen, wie sie verkleidet, den Mantel menschlicher Hülle über das eigene verräterische Wesen geschwungen, bis die Stunde reif war. Ein solches Wesen konnte selbst Cecyn gefährlich werden.
Unzählige Überlegungen schossen ihr durch den Kopf. Wenn sie den Werwolf ausfindig machen konnte, schlug sie zwei Fliegen mit einer Klappe. War gesättigt, denn das Blut konnte jeder Vampir gefahrlos trinken, und hatte sich weiterhin an ihre Prinzipien gehalten. Doch dazu mußte sie ihn erst einmal finden. Und das im besten Fall, bevor er sich verwandelte.
Leichter gesagt als getan. Sie spürte die Anwesenheit mindestens einer jener Bestien, doch weit wahrscheinlicher war, daß ihre empfindlichen Nasen Cecyn längst ausgemacht hatten. So ein Stück weit mit der Vampirwelt aufzuräumen, das würden sie sich sicher nicht entgehen lassen.
Die Schöne ging ein paar Meter, wählte einen anderen Thekenabschnitt als zuvor und beobachtete die Bedienung, die ihr den Rücken zuwandte und hektisch an mehreren Getränken zugleich hantierte. Schon war der nächste Gast dran. Der Typ war allerdings Kavalier und deutete auf Cecyn, die ihn dafür mit einem warmen Lächeln bedachte.
Also wandte sich die Barlady ihr zu. Aus sich ihre Blicke trafen, durchfuhr beide eine warmer Schauer, die dunklen Augen der Kellnerin blitzten wie die Cecyns erkennend auf; hier hatten sich zwei der selben Art gefunden. Ohne daß Cecyn ihren Wunsch geäußert hatte, mischte die Vampirin ihr bereits einen bunten Cocktail zurecht.
Sie schob ihn lächelnd über den Tresen. "Sei vorsichtig. Wir haben Besuch."
Cecyn nickte und langte nach dem Getränk, immer noch fasziniert von ihren durchdringenden feurigen Augen. Und für einen ewigen Moment berührten sich ihre Hände. Sie spürte gar sexuelle Erregung. Im ersten Augenblick leicht irritiert, sagte sie sich im darauffolgenden: Warum nicht?
"Das übernehm ich", mischte sich der junge Mann ein, der Cecyn vorgelassen hatte. Er blieb ungewürdigt. "Zu freundlich", murmelte Cecyn, zog einen Schluck durch den Strohhalm, und fiel in das aufkommende Gelächter der anderen ein. Diese kam hinter der Theke hervor, kassierte nebenbei den Typ ab, und näherte sich ihrer neuen Freundin. Cecyn schloß die Augen und stand unter immenser Spannung, die Lippen leicht geöffnet. Sie wurde nicht enttäuscht, die Bedienung entblößte flüchtig ihre scharfen Eckzähne und küßte sie sanft und zärtlich. "Ich bin übrigens Zilly." Cecyn lächelte.
"Scheiße", fluchte der Typ, der nun ohne Gegenleistung davonziehen mußte. "Verfluchtes Lesbenpack!"
Diese Szene blieb natürlich von einigen Gästen nicht unbemerkt, doch im 21. Jahrhundert störte sich niemand daran. Gerade zwei der anwesenden Männer jedoch verfolgten äußerst aufmerksam die Geschehnisse an der Theke.
"Ich kann nicht mehr, Aaron." Der bärtige Kerl schwitzte in seinem Baumfällerhemd wie ein wilder Stier.
Sein Nebenmann stieß ihn rüde an. "Reiß dich zusammen, Pacco! Wir müssen einen geeigneten Moment abwarten. Dann kannst du sie gerne haben."
"Wie hältst du das nur aus, schließlich ist längst Vollmond." Paccos Hirn pochte stärker, unaufhörlich, unerträglich wild schlug das Tier in ihm nun gegen den Stirnlappen. "Aaron, bitte...", winselte er.
Sein Kumpane in feineren Zwirn sah ihm sein Dilemma deutlich an, und schließlich spürte auch er die Bösartigkeit in sich aufsteigen. Nicht mehr allzu lange, und die Bestie besiegte sein menschliches Ich.
Er blickte hastig umher, wand sich, überlegte fieberhaft: wen und wo? Entgegen aller gebotenen Vorsicht - schließlich waren auch Wölfe nicht unbesiegbar - würden sie wohl gleich hier in der Stätte des Vergnügens zuschlagen. Sie würden sie sich auf ihre übernatürlichen Kräfte und den Schockeffekt verlassen.
Sein Blick fing den der kurzberockten Kleinen am Tresen auf. Fester Blick, unmissverständlich auf ihn gerichtet. Wußte sie...? Langsam verließen ihre Lippen den Halm, und sie öffnete gerade soweit den Mund, daß er ihre spitzen Reißzähne erkennen konnte. Keine Zweifel. Seine Nervosität legte sich, nun da die Gegnerin sich zu erkennen gab. Dürfte ein recht leichtes Spiel geben, sie war eine Frau, recht zierlich dazu, und er nicht allein.
Pacco focussierte sie regelrecht, es liefen ihm bereits Speicheltröpfchen übers Kinn, und er wartete nur noch auf das Okay des Älteren.
Cecyn betrachtete die beiden Männer intensiv. Der eine hing an ihrem Blick magisch fest, trug ein legeres Jackett, teure Schuhe. Gepflegtes Äußeres, durch und durch. Sein Kumpane: das absolute Gegenteil. Ein schmieriger Typ mit wild wucherndem Bart, der jeden Moment losspringen konnte. Sie behielt zwar beide in Sicht, konzentrierte sich aber auf den ersten, der schien ihr hier das Sagen zu haben.
Sie raffte sich auf, schlenderte um die Tanzfläche herum, gemächlich in Richtung Ausgang. Vielleicht war es doch möglich, eine andere Arena zu wählen. Daß sie sich überhaupt in Betrieb gesetzt hatte, verwunderte die beiden Kreaturen offenbar etwas, doch sie nahmen sofort die Verfolgung auf. Die Verwandlung begann bereits. Ein flüchtiges Zurückschauen bestätigte Cecyn, daß die beiden ihr dicht auf den Fersen waren und zu Wölfen mutierten.
Pacco, der voranging, stieß ein Grollen aus dem tiefsten Innern heraus, quasi eine akustische Vorwarnung dessen, was seinen Opfern bevorstand. Er gewann an Größe, und Aaron tat es ihm gleich. Die Hemden platzten auf, und die Menschen, denen sie begegneten und die von ihrer Verwandlung Kenntnis nahmen, stoben irritiert auseinander. Andere wurden einfach niedergestoßen, erst die Wände hielten sie unsanft auf. Nichts hielt diese Bestien jetzt noch auf. Adern quollen dick hervor, pulsierten hektisch im Takt ihrer wölfischen Herzen. Sie streckten ihre Hälse, während ihnen am ganzen Körper lange Haare wuchsen, rissen die Mäuler auf, und ließen den scheinbar schmerzhaftesten Teil der Verwandlung zu. Ihre Häupter mutierten zu bösartigen Grimassen, hundskopfähnlichen dunkelbraunen Köpfen, die Nackenhaare stellten sich aus dem zerfetzten Hemd heraus auf, und sie fletschten die Zähne. Die zusammengezogenen Brauen über den kalten Augen ließen nicht den Deut eines Zweifels über ihr weiteres Vorgehen offen.
Die Kleidung hing im allgemeinen nur noch an ihnen, dort, wo sie nicht gerissen war. Denn die beiden Werwölfe waren inzwischen um einen Meter gewachsen, wenn man überhaupt im Eifer des Gefechts eine Schätzung vornehmen konnte. Ihre Unterschenkel waren Sprunggelenken gewichen, die Hände zu tödlichen Klauen mutiert.
So hetzten sie hinter Cecyn her, die ebenfalls übernatürliche Kräfte entwickelte, zum Eingang des Diskosaales, entlang der geschwungenen Korridore, die nach links und rechts in die entsprechenden Stilrichtungen führten. Reggae hier, HipHop dort. Die Vampirin erreichte eine tiefere Ebene, die in ihrer Struktur der höher gelegenen entsprach. Schade, dies würde Cecyns letzter Besuch im Desperado bleiben. Zu auffällig fiel ihr heutiger Auftritt aus, als daß sie, ohne erkannt zu werden, ihre künftigen Abende hier verbringen durfte.
Die Situation spitzte sich zu. Aaron und Pacco hatten die letzten Meter einen echten Spurt hingelegt, nun Cecyn endlich gestellt. Sie knurrten lautstark und fletschten ihre Zähne, während sie sich eine Taktik überlegten. Die Menschen, die nicht rechtzeitig fliehen konnten, standen wie die junge Vampirin an eine Wand gedrängt, auf möglichst großen Abstand bedacht. Einige schrien ihre Angst regelrecht heraus. Obwohl Cecyn ja optisch mehr an sie herankam, machte auch sie den Leuten zunehmend Angst, wie sie bedrohlich fauchte, ihre langen wie gefährlich scharfen Fingernägel durch die Luft schnitten und sie sich langsam aus ihrer Ecke heraustraute. Sie lockerte ihre Gelenke, versuchte sich alles, was sie über die Bekämpfung von Wertieren wusste, ins Gedächtnis zu rufen, und vertraute ansonsten auf ihre Gewandtheit und Geschicklichkeit.
Nicht unerwartet, stieß Aarons rechte Pranke rasch vor - und hätte sie auch fast erwischt, wenn sie nicht im selben Moment ihre Stellung hätte verbessern können. Sie befand sich jetzt inmitten des relativ kleinen Raumes, zwischen den beiden ausgehungerten Wölfen, und beobachtete abwechselnd beide.
Keine Sekunde zu früh bemerkte sie aus den Augenwinkeln Paccos Angriff, wich gerade noch aus, indem sie zur Seite an die Wand sprang, wo sie verharrte. Der Werwolf landete an derselben, direkt unter ihr. Sein Artgenosse, der seinen misslungenen Angriff verfolgt hatte, stieß ein tiefes Grollen aus und bewegte sich ebenfalls auf sie zu. Bösartigen Blickes sah Pacco hinauf, Auge in Auge mit der Vampirin. Sein Knurren erinnerte an einen tollwütigen Kampfhund, der gerade in die Enge getrieben wurde, nur böser. Dann stießen sie plötzlich, als hätten sie sich abgesprochen, zugleich vor.
Die zusammengekauerte Menge wagte kaum, sich zu rühren. So kauerten die Menschen möglichst laut- wie regungslos am unteren Wandabschluß und beobachteten ängstlich und mutlos zugleich den Kampf auf Leben und Tod.
Cecyn war unschlüssig, wie sie den beiden beikommen sollte. Waren sie am Ende zu stark für sie? Sie musste bald zuschlagen, wollte sie den Kampf für sich entscheiden und noch rechtzeitig im Dunkel der Nacht verschwinden.
Nun legten die beiden los. Gleichzeitig machten sie einen großen Satz vorwärts, ihre Klauen langten nach der deutlich kleineren Blutsaugerin. Sie brachte sich mit einem gewagten Salto in Sicherheit, landete auf dem Boden, den Menschen gefährlich nahe, um schon in der nächsten Sekunde von hinten zu kontern. Sie sprang auf den erstbesten, den wütenden Pacco. Krallte sich in seinem dichten Fell fest, bevor er sich hätte umdrehen und sie attakieren können.
Der andere wirbelte herum, aber da war sie schon verschwunden, und er benötigte den Bruchteil eines Augenblickes, um zu realisieren, daß sie sich an seinen Kumpan geklammert hatte. Verdammt! Der vermasselte es noch, der Idiot. Er strich um das kämpfende Knäuel.
Der gemeine Dämon versuchte sie abzuschütteln, wild schlug er um sich. Unbeherrscht rannte er im Raum umher, griff nach einem Mädchen, das schrie wie am Spieß, packte es an den Beinen und schleuderte es durch die Luft. Versuchte mit ihr seine Widersacherin vom Rücken zu fegen. Doch er traf nicht richtig, und Cecyn krallte sich umso fester in ihn.
Das Mädel hatte einen heftigen Schlag gegen die Zimmerdecke abbekommen und rasch gestorben. Nur noch ein lebloses Kind war das Werkzeug dieses teuflischen Geschöpfes. Die Menge stob jetzt auseinander. Pacco versuchte es weiter, rasend vor Ohnmacht. Dann öffnete das Teufelsweib seinen Rachen und stieß entschlossen, mit rot glühenden Augen seine Zähne in das Vieh.
Aaron schlich weiter um die beiden herum, suchte nach einem geeigneten Angriffspunkt. Doch sie waren in ständiger Bewegung, so wurde das nichts. Er wartete geduldig ab.
Während Cecyn fleißig ihr Gift versprühte, pumpten sich Paccos Adern auf, bis sie fast zu bersten schienen. Der unerwartete Biß brachte ihn um den Verstand, er bäumte sich auf, wild entschlossen, sie mit in den Tod zu reißen.
Doch dazu sollte es nicht kommen. Seine Kräfte ließen nach, der Werwolf war am Ende. Er ging träge zu Boden. Leichte Dämpfe entwichen seinem Leib. Er grunzte unverständlich vor sich hin, bis auch das ausblieb. Dann geschah das Übernatürliche: Paccos Werwolfmentalität wich zusehends aus seinem Körper, die Merkmale des Bösen bildeten sich zurück, bis nur noch der Mensch in seiner zerfetzten Kleidung übrig blieb. Der tote Mensch.
Cecyn nutzte die Gelegenheit, einer Intuition folgend ihren gröbsten Hunger zu stillen, und biß herzhaft hinein. Auch die verwandelte Gestalt hätte sie ohne Folgen anknabbern können, doch gemundet hätte ihr sein Blut sicherlich nicht. In wenigen tiefen Zügen sog sie seinen Saft ein, das zwar noch übel teils nach Werwolf, teils nach Tod schmeckte, aber zumindest seinen Dienst erfüllte. Sie spürte frische Kräfte in sich aufsteigen.
Doch sie hatte wahrlich keine Zeit, über das Erlebte nachzudenken. Schon hatte sich Aaron wieder aufgerappelt. Und er wirkte recht siegessicher. Keineswegs würde er wie sein Kumpan enden. Sie fühlte, daß sie nicht den leichtesten Gegner vor sich hatte, und war sich nicht mal mehr sicher, daß sie diesen Kampf überleben würde. Aaron war eindeutig ein Alpha-Rüde.
Er stürzte sich auf sie, die sich abmühte, sein Maul von ihr fernzuhalten. In einem wilden Knäuel wanden sie sich am Boden, schlugen einander, wurden von der Wand aufgehalten. Dann lösten sie sich, beide zerzaust. Ihre Stöckel klackten hart auf der kalten Ebene, als sie umeinander schlichen wie zwei Sumo-Ringer, bevor sie zum ersten Schlag ansetzten.
Ohne Vorwarnung stürmte er heran, und nur durch eine geübte, blitzartig durchgeführte Drehung war es Cecyn überhaupt möglich, seinen gierigen Klauen zu entgehen. Gleichzeitig setzte sie mit einem Sidekick nach, der Aaron voll in die Lenden traf und ihn auf die sprichwörtlichen Bretter schickte.
Er schüttelte sich wie ein nasser Köter, sammelte seine Kräfte, sein Haupt fuhr herum; die zusammengekniffenen Augen suchten seine Widersacherin. Die hatte sich jedoch inzwischen aus dem Staub gemacht und stieg von hinten abermals ins Geschehen ein.
"Nun stirb schon endlich, du Ungeheuer!" fauchte sie noch, und ehe er sich versah, grub sie ihre scharfen Beißerchen in sein Fleisch. Mit dieser Methode war sie ja vorhin bereits, bei dem anderen, sehr erfolgreich zu Werke gegangen.
Und tatsächlich, ihre guten Erfahrungen verfehlten offenbar auch diesmal ihre Wirkung nicht. Der Wolf wandte verblüfft den Kopf herum, erstaunt wie verärgert zugleich, und fiel laut knurrend matt um. Sein massiger Körper dampfte, daß er sogar die Luft in diesem Etablissement zum Flirren brachte, und Cecyn ließ endlich von ihm ab.
Die Menschen, die sich noch im Raum befanden, atmeten auf, Cecyn erschien ihnen als nicht allzu große Bedrohung, gemessen an dem, was da bäuchlings vor sich hinstarb.
Sie achtete nicht mehr auf Aaron; der war erledigt. Sie richtete sich wieder auf, klopfte ihre Kleider ab und beschloß, schnell von hier zu verschwinden, um irgendwo, ein paar Straßenblöcke abseits, richtige Nahrung zu sich zu nehmen. Das hatte sie sich jetzt redlich verdient.
Zilly erschien in der Tür. "Na, du kommst aber frühzeitig, meine Liebe!" Ein Quentchen Vorwurf lag in Cecyns Stimme.
"Ich dachte, vielleicht brauchst du ja Hilfe. Da wollte ich dich in deiner schweren Stunde nicht allein dem Schicksal überlassen. Aber wie ich sehe, hast du ja alles im Griff hier."
Plötzlich weiteten sich Zillys Pupillen, aber sie brachte keinen Ton heraus. Doch dank ihrer sensiblen Sinne bemerkte Cecyn diese Regung und reagierte sofort. Sie wirbelte herum.
Da baute sich Aaron gerade in voller Lebensgröße vor ihr auf - und packte zu.
Einen Sekundenbruchteil später, und sie hätte sich abschreiben können. Als er sich fallen ließ, samt seines Gewichts, seiner mörderischen Klauen und dem aufgerissenen Rachen, blieb ihr keine Wahl mehr. Weg konnte sie nicht, aber vielleicht ließ er sich noch wegstoßen. Sie lag auf dem Rücken und riß instinktiv die Beine hoch. Das war der entscheidende Schlag gegen das riesige Vieh, denn als er auf sie niedersauste, bohrten sich ihre spitzen Absätze zehn Zentimeter tief in sein Fleisch, unter anderem erwischte sie auch sein Herz. Ein letztes Grunzen seinerseits, und der Kampf war endlich entschieden. Er fiel plump voll auf sie drauf.
Sie ächzte und keuchte unter dem horrenden Gewicht des Kolosses, das nur langsam begann, sich zurückzuverwandeln. Stemmte sich mühsam dagegen.
Zilly zwinkerte keck hinüber. "Na, du machst Sachen!"
Der Schock steckte Cecyn noch in den Knochen. So war sie unfähig, ihn von sich zu wälzen, und stöhnte:
"Könntest du mir jetzt wenigstens helfen, den widerlichen Kerl loszuwerden!"
"Eigentlich gebt ihr doch ein ganz niedliches Paar ab."
Doch Zilly half, den Toten von Cecyn herunterzuziehen, was diese dankbar annahm. Abermals klopfte sie ihre Kleider vom Dreck und Staubflusen ab, atmete tief durch und konnte erstmals wieder herzhaft lachen.
"Niedliches Paar - ich geb dir gleich!"
"Komm, nun sei nicht so. Ich lad dich dafür ein, okay? Ins beste Restaurant der Stadt. Ist das ein Deal?"
Das konnte Cecyn nur mit einem Lächeln quittieren. "Ich nehm dich beim Wort." Und hakte sich bei ihr unter.

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