© der Geschichte: Tobias Schuhmacher. Nicht unerlaubt
vervielfältigen oder anderswo veröffentlichen. Alle Rechte
dieses Werkes liegen bei dem Autor. Diesen Disclaimer bitte
nicht entfernen


Die phantastischen Abenteuer des
William Sanfold

Das Böse

Ich war einmal im Asteroidenfeld zu Da'ra Die unterwegs, um den kürzlich gefunden Spuren einer längst untergegangenen Intelligenz dort aufzusuchen. Zusammen mit Dr. Lucio Matroni, einem renommierten Archäologen, betrat ich eine okkulte Grabstätte des Grauens, die von einer fremden Rasse im Asteroiden erbaut worden war.
Sie barg ein solch dunkles und erschreckendes Geheimnis, von dem wir erst später herausfanden, welche Tragweite es haben würde. Wir gingen also hinein, nachdem wir eine Art Tür aufgebrochen hatten.
"Schauen Sie sich das an, Mr. Sanfold!" Er leuchtete mit einer Lampe die gesamte Aushöhlung hinter der Tür ab. Es war grauenhaft. Überall hingen die bereits nur noch aus Knochen bestehenden Körper fremder Kreaturen an den Wänden. Es waren zwölf, die in dem kreisrunden Raum, um eine Art Pult in der Mitte an die Wand gekreuzigt waren, mit Ketten waren sie festgemacht worden. Dr. Matroni trat an das Pult heran. Ich zögerte noch, folgte ihm aber dann langsam und mich vorsichtig umblickend.
Von draußen her konnte man den Rest des archäologischen Teams reden hören. Wir hatten unsere Mikros abgeschaltet, um nicht gestört zu werden. Bei solchen Expedition waren die Raumanzüge ohnehin sehr störend.
"Was diese Zeichen wohl bedeuten?" Matroni stellte diese Frage einfach in den Raum, denn er wußte, daß ich damit nichts anfangen konnte. Ich versuchte mit den Schulten zu zucken, doch es gelang mir in dem beengten und schweren Raumanzug nicht, meine Schulten so zu bewegen, daß es einer `Ich-habe-nicht-die-geringste-Ahnung`- Symbolik gleichkam, weshalb ich ihm sagte, daß ich nicht die geringste Ahnung hätte.
Nun begann Matroni an dem kleinen Pult rumzuspielen und bewegte aufs Geratewohl Hebel, drückte Knöpfe und zog an Seilen, bis sich eine Reaktion zeigte. Doch diese Reaktion war gewaltig. Das Pult verschwand in der Tiefe eines Risses, der sich im Felsen des Asteroiden gebildet hatte, und verschlang Matroni, der direkt vor dem Pult gestanden hatte, mit in die Tiefe, ohne, daß ich hätte irgend etwas tun können, selbst wenn ich rechtzeitig reagiert hätte. Doch es ging zu schnell. Das Pult war verschwunden und alles rüttelte und schüttelte sich. Ich hörte draußen Schreie. In Panik geratene Archäologen bestiegen ihre Schiffe und verschwanden so schnell sie konnten.

Ich stand wie angewurzelt da, als sich direkt vor mir ein mächtiges Podest erhob, genau dort, wo kurz vorher noch das kleine Podest gestanden hatte. Die zwölf knochigen Kameraden an den Wänden bekamen plötzlich wieder Organe, Fleisch und Haut, beziehungsweise ein reptilienartiger Panzer. Und dann bewegten sie sich, sie zitterten, schrien dann auf, oder besser, sie grölten auf. Die Schreie der Zwölf fuhren mir durch Mark und Bein. Doch so fasziniert, wie ich von diesem Schauspiel war, stand ich immer noch wie angewurzelt vor diesem Schauspiel. Die Kreaturen begannen sich zu bewegen, heftige Bewegungen, die zu Befreiungsversuchen auswuchsen.
Doch die Ketten hielten - noch, denn, so hatte ich das Gefühl, die Kreaturen wurden immer stärker, mächtiger, wütender. Inzwischen hatte sich das Podest zu einer Größe entfaltet, in der man es nicht mehr als Podest bezeichnen konnte. Es war eher eine mächtige Kiste. Der ganze Asteroid bebte immer noch und ich glaubte nicht, daß sich draußen noch jemand aufhielt.
Auf einmal tat es einen mächtigen Schlage und die Kiste war zersprungen. Ich hatte Glück, nicht von einem der Trümmer getroffen zu werden. Dort wo eben noch die Kiste gestanden hatte, erwuchs sich nun eine weitere Kreatur, die so aussah, wie die, die an den Felsen gefesselt waren und dort immer noch verzweifelt gegen die Ketten kämpften, die sie gefangen hielten. Die Kreatur in der Mitte ging nun zu jeder einzelnen der Gefangenen und tötete sie eine nach der anderen. Als es alle Zwölf getötet hatte, metamorphosierte die Kreatur in die Gestalt eines Menschen. Nun wandte es sich mir zu.
Das Geschöpf musterte mich und ich musterte es. Großgewachsen und ohne Haare wies seine Haut alle, auf der Erde zu findenden, Farben auf. Außerdem entging mir nicht, daß es geschlechtslos war. Das Wesen richtete den Zeigefinger seiner rechten Hand auf mich. "Du!" Es zog das Wort in die Länge, so daß es sehr bedrohlich wirkte. Plötzlich spürte ich, daß irgend etwas an mir zog, dann wurde es stärker und stärker. Ich konnte mich nicht mehr auf meinen Beinen halten und wurde mit größter Wucht durch den luftleeren Raum geschleudert.

Doch statt irgendwo aufzuprallen, wurde ich, vorbei an den Überresten der aufgebrochenen Tür, in das unendliche, weite All geschleudert. Ohne Hoffnung auf Rettung trieb ich nun, irgendwo in diesem jämmerlichen Asteroidenfeld vor mich her und wartete darauf, daß mich der Tod ereilte. Das Wesen schien wenigstens auf dem Asteroiden gefangen und ich hoffte, daß niemand so dämlich sein würde, noch einmal dort aufzutauchen.

Zu dieser Zeit geschah es auch, daß ein riesiges, kugelartiges Artefakt mit glatter, weißer Oberfläche die Erde erreichte. Wissenschaftler fanden heraus, daß es sich dabei um keinen Gegenstand aus irgendeiner bekannten Kultur handelte. Man stufte es als unbekannt und potentiell gefährlich ein. Man versuchte es wegzubewegen, damit man es auf der Erde hätte untersuchen können, doch es tat sich nichts.
Niemandem gelang es, die Kugel auch nur irgendwie zu bewegen. Man versuchte vieles, doch nichts half. So beschloß man, die Kugel dort zu untersuchen, wo sie sich jetzt befand. Es mag vielleicht überflüssig sein, zu erwähnen, daß es niemandem gelang, die Kugel in irgendeiner Weise zu öffnen, geschweige denn irgend ein Forscher, irgendwelche Werte von ihr empfangen konnte. Mit jeder möglichen Untersuchungsmethode hatte man es probiert, doch es geschah nichts. Überhaupt nichts.
Selbst das Militär, das mit den mächtigsten Waffen, die man besorgen konnte, die Kugel beschoß, erzielte nichts. So konnte man nur darauf warten, daß irgend etwas passieren würde. So wartete man dann auch. Und tatsächlich, Tage später tat sich etwas. Die Kugel erbebte, die ausdruckslos glatte, weiße Oberfläche begann, sich zu verformen und die Farben änderten sich laufend. Auf einmal erschien ein Mensch auf den Kommunikationsschirmen der ganzen Erde und ihrer Umgebung.
Er war völlig nackt, hatte keine Haare, war mit allen Hautfarben bestückt, die auf der Erde zu finden waren und war geschlechtslos. "Ich!" sprach es mit lauter, geradezu dröhnender Stimme. "Ich bin der, den ihr Satan nennt. Der Überbringer des Bösen und des Chaos, euer Schöpfer. Ich habe euch geschaffen, als ein Abbild meiner selbst, um das Universum ins Chaos zu stürzen. Und nun bin ich zurück, um zu führen mein Volk in eine neue Ära der Vernichtung und Zerstörung. Einer Ära des Chaos!"

Schon bald konnte ich beglückt feststellen, daß mein Leben doch noch nicht so schnell zu Ende sein würde, denn ein sich näherndes, kleines Raumschiff hatte mich entdeckt. Wenig später wurde ich dann auch schon den unendlichen Weiten des Alls entrissen und per Roboterarm in das Raumschiff befördert. Zu meiner Verwunderung traf ich im Inneren des Raumgefährtes einen alten Bekannten an: Professor Olev L. Kaiman. "Mein Lieber Will, was treibt sie denn in diese Ecke des Universums?" Ich erklärte ihm die Geschehnisse und dankte ihm recht herzlich für meine Rettung. Er meinte, es sei doch selbstverständlich gewesen. Ich dankte ihm trotzdem noch einmal nachhaltig und fragte ihn dann danach, was er denn in diesem Sektor so mache.
Er erklärte mir, daß er von der wichtigen und höchst interessanten `Antares-Konferenz´ komme, in der ein Siebenstufenplan zur Entkörperung der körperlichen Lebensformen unserer Galaxie beschlossen wurde und er nun auf dem Rückweg zur Erde sei.
Ich erzählte ihm, daß ich mein Raumgefährt noch auf der Erde habe, da ich mit einem wissenschaftlichen Forschungsschiff hierher geflogen war und ihn deshalb dorthin begleiten werde, wenn es ihm Recht sei. Ihm war es recht und ich fragte ihn nach einer kurzen Teepause noch einmal nach der Antares-Konferenz und dem Siebenstufenplan, der auf dieser Konferenz beschlossen wurde.
"Die Antares-Konferenz kennen sie nicht, Will?" Sie war mir völlig unbekannt, ich hatte noch nie davon gehört. "Die Antares-Konferenz der führenden Köpfe in Wissenschaft und Forschung ist ein Versammlungsort für die größten Gelehrten der uns bekannten Galaxie. Darunter falle auch ich seit neuestem. Meine Einladung erreichte mich vor mehreren Monaten und ich muß zugeben, daß mir diese Konferenz damals auch nicht sonderlich geläufig war. Ich hatte zwar schon von ihr gehört, doch sonderlich bekannt war sie scheinbar nicht. Nun fand ich auch heraus warum, denn diese Konferenz wird erst noch an Ruhm erlangen, und zwar mit dem diesjährigen Beschluß."
Er erzählte mir, daß die Konferenz regelmäßig alle fünf Jahre auf dem Planeten `Antares´ zusammentrete, um dort über die neuesten Vorgehensweisen in Bezug auf die Entkörperung körperlicher Wesen einzugehen. "Die Entkörperung körperlicher Wesen?" hakte ich nach. Die Konferenz, erklärte der Professor, berate alle fünf Jahre über die jetzigen Möglichkeiten der Entkörperung, denn, so hieß es, man wolle den Menschen und alle anderen Lebensformen mit einem Körper von diesem befreien. Man wolle alle körperlichen Wesen in die nächste Form des Daseins bringen, in das Dasein der geistigen Existenz. "In diesem Jahr hat man denn nun auch endlich einen Siebenstufenplan festgelegt, der den Übergang in die geistige Existenz vollziehen soll. Wie dieser Plan aussieht, darf ich dir leider noch nicht verraten, lieber Will, aber so viel sei gesagt, es ist ein großartiger Plan." Kurze Stille. "Und wenn wir diesen Plan", so fuhr der Professor fort, "der Öffentlichkeit vorstellen, wird die Antares-Konferenz in aller Munde sein, das schwöre ich dir. Dieser Siebenstufenplan zur Entkörperung körperlicher Wesen, kurz `SEköW´ genannt, wird für viel Aufsehen sorgen, da bin ich felsenfest von überzeugt."
Der Professor erklärte mir noch, daß jede Spezies in der uns bekannten Galaxie, einen eigenen Plan hätte. Der SEköW sei nur die Grundform des Planes. Für die Menschen gebe es den `Siebenstufenplan zur Entkörperung der Menschen´, kurz `SEM´ genannt. Ich fragte, was geschehen würde, wenn die Menschen diesen Plan ablehnen würden. Der Professor wußte es nicht genau, irgendwie, so erklärte er mir, sei alles sowieso nur ein Vorschlag, den man erschuf, um die Entwicklung der menschlichen Existenz voranzutreiben. Die Vergeistigung komme, es sei nur eine Frage der Zeit bis sie komme. Mit dem SEM wolle man nur diesen Prozeß der Evolution vorantreiben, um nicht immer auf dem gleichen Evolutionslevel zu bleiben.
Er selbst sei auch sehr gespannt, wie die Menschen es wohl aufnehmen würden. Die Frage sei nur, was man machen würde, wenn der Vorschlag auf breite Ablehnung stoßen würde. Dann wäre all die Arbeit umsonst gewesen, außer die Regierung erzwingt die Durchsetzung des SEM. Aber das könne ja auch nicht das Ziel des Ganzen sein. Man müsse ganz einfach abwarten. Mir ließ die Sache aber immer noch keine Ruhe und ich fragte den Professor nochmals nach der Absicht des SEM. "Ist der SEM", so wollte ich wissen, "vielleicht ein Versuch, näher an die göttliche Existenz heranzukommen oder ist es eher der Versuch, den menschlichen Geist aus der sterblichen Hülle zu entfernen, um den Status eines Leben nach dem Tode zu erreichen?" Mir war klar, daß ich dem Professor damit ärgerlich machen würde, doch ich mußte es wissen, denn wäre es tatsächlich ersteres, so würden der SEM gewaltige Probleme mit den Kirchen und sonstigen Glaubensorganisationen bekommen. Selbst ich war nicht unbedingt begeistert davon, uns Menschen in eine gottgleiche Existenz zu hieven. Sicher, es war reizvoll, aber auch sehr gefährlich. Denn hätten alle Menschen die Macht eines Gottes, würde es im Universum sehr gefährlich werden. Sollte aber meine zweite Behauptung zutreffen, wäre es vielleicht eine interessante Erfahrung, herauszufinden, wie es nach dem Tode sei. Obwohl ich mir da auch nicht völlig sicher war, denn wer weiß schon, wie es nach dem Tode sei und genau das Macht es zwar für Forscher interessant (und entbehrt sich auch für mich nicht eines gewissen Reizes), aber der Normalsterbliche hätte sicherlich große Angst vor dem, was ihn erwarten könnte.
Der Tod ist noch immer, in all den Jahrhunderten der menschlichen Existenz ein Phänomen, das den Menschen vor große Rätsel stellte. Was genau verbarg sich dahinter? Nun wollte ich aber meine Frage beantwortet wissen. Der Professor schwieg, während der Minute, in denen ich mir voranstehende Gedanken machte. Er überlegte und wirkte eigentlich überhaupt nicht verärgert, was ich zunächst vermutet hatte. Dann begann er zu erklären: "William, daß SEM will nicht versuchen eine göttliche Existenz zu erreichen und will auch nicht simulieren, was nach dem Tode mit uns passieren könnte. Es will einfach nur den Menschen schneller in die nächste Phase, oder sagen wir besser, die übernächste Phase der Evolution führen. Das SEM will einfach nur zeigen, daß es auch schneller geht, als auf den viel zu langsamen Pfaden der Evolution, die viele Jahrtausende braucht, um sich eine Stufe weiterzuentwickeln. Wir möchten mit dem SEM dem Menschen und mit der Grundform SEköW auch allen anderen körperlichen Spezies anbieten, die Möglichkeit einer schnelleren Evolution zu nutzen. Man will der körperlichen Existenz den Kampf ansagen, da diese Form des Daseins eigentlich ziemlich überholt ist. Man will die körperliche Existenz vernichten, sie zerschlagen und zu den Annalen der Evolution legen. Sie war für ein paar Tausend Jahre ganz nützlich, doch nun ist sie bei weitem überholt. Wir müssen uns neuen Gegebenheiten anpassen, neue Galaxien erschließen, uns weiterentwickeln. Es ist unbedingt notwendig, dieser Form des Daseins publik zu machen, denn sie bringt so viele Vorteile mit sich: Kein lästiger, schwacher Körper; das Umgehen des Todes; das Erreichen einer höheren Daseinsebene; leichtere Anpassung an fremde Umgebungen; das Erschließen neuer Intelligenzen; sowie das Weiterentwickeln der eigenen Intelligenz. Und dies sind nur einigen Punkte auf der langen Liste der Vorteile. Nachteile gibt es so gut wie keine. Das einzige, was uns daran hindert, diese neue Existenzebene zu erreichen, ist das Individuum selbst. Es hat sich zu sehr schon an den Körper gewöhnt, es will sein altes Revier nicht verlassen, obwohl das neue viel schöner ist. Das alte Revier war ein gutes Heim in den letzten Jahrtausenden, doch nun ist es überholt und nur die Furcht und die Dummheit der Menschen könnte diese unglaublichen Möglichkeiten der geistigen Existenz ablehnen. Dagegen muß etwas getan werden, sonst wird SEM keine Zukunft haben!"
Ich war nun still, mir reichte es. Die Idee an sich war genial, doch auch ich fühlte mich ein wenig unwohl bei dem Gedanken, vielleicht schon am morgigen Tage, eine neue, völlig ungewisse Existenz antreten zu müssen. Aber es reichte nun. Die Reise dauerte noch einen Tage, doch dann erreichten wir wohlbehalten das Sonnensystem. Doch schon, als wir in die Nähe des Sonnensystem flogen, bemerkten wir, daß etwas nicht stimmte und dieser Verdacht sollte sich schon bald bestätigen.
Als wir das Sonnensystem erreichten, bemerkte ich per Sensoren eine mächtige Kugel in Erdnähe. Ich konnte nicht erkennen was es war und auch der Professor war ratlos. Der Versuch mit der Erde Kontakt aufzunehmen blieb unbeantwortet. Ich versuchte es erneut - Fehlanzeige! Auch die Versuche mit im Orbit liegenden Schiffen oder dem Raumhafen Kontakt aufzunehmen, scheiterten. Auf einmal bohrte sich eine Stimme in meinen Schädel.
"Ich bin Satan, der Schöpfer der Menschen, ihr werdet mir gehorchen, ihr seid meine Sklaven, meine Waffen zu unterwerfen das Universum! Höret auf meine Stimme, höret und gehorchet!"
In meinem Kopf drehte sich alles, auf einmal verlor ich meinen Verstand, er schien mir nicht mehr zu gehorchen. Kaiman hatte mit letzter Kraft versucht, das Schiff einen Kurs zu bringen, der es weit aus dem Sonnensystem brachte, in der Hoffnung wir könnten die Reichweite der Stimme verlassen. Dann verlor er auch den Verstand und ich konnte seine Gedanken spüren.
Ich spürte, wie sich ein mächtiges Wesen seiner und meiner Gedanken bediente. "Ich nehme eure Gedanken in mich auf, werde sich vereinigen, um vollkommen zu sein, um die vollkommene Dunkelheit zu erschaffen!" In der Nähe der Erde sammelten sich auf einmal Hunderte, Tausende von Kriegsschiffen, schwer bewaffnet und hochgerüstet, bereit in einen Krieg zu ziehen. "Ich werde euch zu Eroberern machen, Befreiern, meinen Werkzeugen, um zu richten das Universum! Ich bin das Leben, ich bin der Tod, ich bin euer Sc..."
Auf einmal wurde die Verbindung getrennt, ich fühlte mich leer, dann wurde es dunkel und als ich wieder zu mir kam, blickte ich in die grinsende Fratze Kaiman's. "Wir haben das Sonnensystem bereits vor einigen Stunden verlassen, Will! Was immer das war, wir sind aus seiner Reichweite."
Ich kam langsam wieder zu mir, der Professor erzählte mir, daß er beobachtet habe, wie die Erdstreitkräfte Planeten der `Resianer´ angegriffen hatte, mit denen man noch Jahren so eifrig versucht hatte, einen Friedensvertrag zu schließen. Mühevoll und in schwerster Kleinarbeit war es gelungen, den Vertrag nach jahrelangen Verhandlungen dann endlich zum Abschluß zu bringen. Und nun sollte alles zunichte gemacht sein? Der Professor erzählte weiter, daß, sobald die Streitkräfte der Resianer versuchten, sich den Erdstreitkräften zu nähern, um sie zu bekämpfen und aufzuhalten, sie ihren Willen aufgaben und sich der Erdflotte unterordneten. Dieses Wesen mußte sehr mächtig sein und wenn es so weiter machte, würde wirklich bald das gesamte Universum unterjocht haben. Ich fragte ihn, ob er wisse, woher das Wesen, die Kugel käme und was es eigentlich sei.
Er konnte mir darauf auch keine genaue Antwort geben. Er hatte sich lediglich an eine alte Geschichte aus der Mythologie der untergegangenen Kultur der `Xcäen´ erinnert und war gerade dabei, in den überlieferten Werken nachzusehen, die er per Bordcomputer aufgerufen hatte und nun in aller Ruhe durchging. Ich half ihm dabei und mußte entdecken, daß die Xcäen eine durch und durch höchst interessante Kultur waren. Es war sehr schade darum, daß es sie nicht mehr gab. Immerhin zeugten noch diese überlieferten Werke, die bei Ausgrabungen entdeckt wurden, von der immensen Größe und Weisheit des Xcäen-Reiches zeugten. Es dauerte einige Stunden, bis der Professor eine etwas entdeckte.
Vor einem Jahrtausend, als das Xcäen-Reich sich in seiner Blütezeit befand, wurde ein fremdes Raumschiff von Unbekannten attackiert. Ein Xcäen-Schiff, daß sich in der Nähe befand, konnte das Schiff vor der Vernichtung retten und die Angreifer zurückschlagen. Aber an Bord des fremden Schiffes hatte nur ein kleines Wesen, wohl ein Kind, der fremden Rasse überlebt. Ein Xcäen-Soldat hatte Mitleid mit dem Kinde, nahm sich ihm an und zog es auf. Einige Jahre vergingen und die Familie lebte trotz ihres eigenartigen Kindes sehr glücklich.
Doch eines Tages begann es sich zu verwandeln, es konnte die Form jeder nur erdenklichen Lebensform annehmen und schon bald entwickelte es auch telepathische Fähigkeiten. Alles Fähigkeiten, mit denen die sehr körperbetonten Xcäen nichts anfangen konnten, nein, es machte ihnen sogar Angst und schließlich nahm man den Eltern das Kind weg und steckte es in ein wissenschaftliches Labor, in dem es eingängig untersucht wurde. Vielleicht konnte man es als Waffe benutzen. Doch die Fähigkeiten des Kindes entwickelten sich unkontrolliert. Schon bald begann es, über seine Peiniger herzufallen und machte sie zu willenlosen Objekten. Schließlich wurde es so mächtig, daß die gesamte Heimatwelt der Xcäen bedroht wurde.
Jetzt mußte man einschreiten, und da es nicht möglich war, es zu töten, beschloß man, es zu verbannen, doch wohin? Man entdeckte einen mächtigen Asteroiden sehr weit weg vom Xcäen-Reich und stattete ihn mit neuen Technologien und Maschinen aus, die das Wesen dort für immer gefangen halten würden. Man sendete die besten Gelehrten aus, dieses Gefängnis fertig zu stellen. Als alles bereit war, rief der oberste Xcäen die besten und mächtigsten Krieger seines Reiches zusammen, stattete sich mit einigen Spezialwaffen aus und tötete sie daraufhin, um ihr Regenerierungssystem an den Schutzmechanismus des Asteroiden anzuschließen. Falls nämlich nun die Bestie sich irgendwie befreien könnte, würde der Regenerierungsprozeß sofort eingeleitet werden und die Krieger würden zu neuem Leben erwachen, um dieses Wesen zu vernichten.
Doch keiner glaubte wirklich daran, daß diese Krieger es schaffen könnten, daß Wesen zu vernichten.
Der Professor hatte mir dies alles in knappen Worten erzählt, um mir seine Entdeckung näher zu bringen. Ich erklärte ihm, daß dies nicht unbedingt des selbe Wesen sein müsse, wie das, dem wir vor einem Tag begegnet waren. "Nein, Will, daß muß es nicht, da gebe ich ihnen recht. Doch ich habe nachgeforscht. Der Asteroid, in den es verbannt wurde, ist nach meinen Berechnungen irgendwo mitten im Asteroidefeld von Da'ra."
Mir wurde übel. Es war ein grausiger Gedanke, der mich durchfuhr. Könnte ich.... "Mein Gott!" entfuhr es mir vor dem Schrecken dieser Annahme. Der Professor nickte nur. Auf einmal wurde mir alles klar. Niemand hatte bisher herausfinden können, von welcher Kultur die Bauten in dem Asteroid stammten. Man hatte zwar deutlich Xcäen-Einflüsse erkannt, aber man konnte es nicht genau definieren, da eine Menge unbekannter Einflüsse die Bauten beherrscht hatten. Aber nun war mir klar, daß es nur eigenartige Maschinen und Technologien waren, die nötig gewesen waren, um das Wesen im Zaum zu halten. Und wir hatten es nicht erkannt. Das war bitter. "Genug mit dem Selbstmitleid Will, wir müssen das Universum retten!"
Er setzte einen Kurs in Richtung Da'ra, denn dort gab es vielleicht eine Möglichkeit, diese Kreatur doch zu vernichten. Es dauerte einen Tag, bis wird Da'ra erreichten und noch ein paar Stunden bis wir zur Ausgrabungsstätte kamen. Wir waren immer auf dem Laufenden und wußten, daß Eile am Manne war, denn das Wesen hatte durch die Vereinigung aller Seelen ein Machtpotential erreicht, dessen Reichweite sich immer mehr ausdehnte. Wir würden auch bald schon Gefahr laufen, ein Teil dieses Wesens zu werden. Wir landeten auf dem Asteroiden. "Viel Glück, Will, und denken sie daran, daß uns jedes noch so kleine Artefakt vielleicht irgendwie nützen könnte!" wünschte mir der Professor. "Wie, Sie wollen nicht mit, Professor?"

"Nein, einer muß doch das Raumschiff bewachen!" Er grinste. Mir war nicht nach grinsen zu Mute. Ich zog meinen Raumanzug an und verließ das Schiff, um in die Höhle zu stapfen. Aus der Höhle drang ein merkwürdiger, äußerst heller Lichtschein. Ich fuhr den Sichtschutz meines Raumanzuges herunter und begab mich in die Höhle. Und das was ich dort sah, war atemberaubend. Es war noch hier. Inmitten der Höhle stand die Kreatur, die wir leichtsinnigerweise befreit hatten und die nun vernichtet werden mußte. Und sie leuchtete. Sie strahlte geradezu. Es war phantastisch mit anzusehen, wie es sich in ein lebendes Prisma verwandelt hatte und nun in allen möglichen Strahlen leuchtete. Nun begriff ich. Von hier aus lenkte es seinen gesamten Feldzug gegen das Universum, von hier aus steuerte es seine willenlosen Opfer und von hier aus erzeugte er die Illusion der Kugel und seiner Stimme, die so langsam das Universum flutete. Er hatte mich nicht bemerkt, das kam mir zuvor, denn als mein Blick zufällig an einer der Leichen der Xcäen-Krieger vorbeihuschte, entdeckte ich ein kleines merkwürdiges Artefakt, das der Krieger wohl in seiner Hand gehabt haben mußte. Unbemerkt von IHM ging ich darauf zu. Plötzlich kam etwas von hinten und schlug mich nieder. Nur mit Mühe konnte ich mich von der Bewußtlosigkeit retten.
"Professor!" rief ich erstaunt. "Du!" dröhnte die Stimme, die mir nur zu gut bekannt war. Nun hatte es den Willen vom Professor kontrolliert, der nun versuchte, mich auszuschalten. Durch ihn sprach es nun zu mir: "Du wirst sterben!"
Der Professor hatte eine Strahlenwaffe in der Hand, hob den Arm und drückte ab. Ich, der noch leicht benommen war, stürzte mich mit letzter Kraft zur Seite, so daß er mich verfehlte. Der Professor richtete seine Waffe erneut auf mich. Ich sprang zur Seite und verlor den halt, so daß meine Anitgravitationsstiefel mich nicht mehr am Boden halten konnten. Der Treffer verfehlte mich, aber ich schwebte nun im Raum. Indes bahnte sich bei dem Wesen die absolute Macht an. Das grelle, bunte Licht war gewichen, nun herrschte tiefschwarze Dunkelheit. Der Professor konnte mich nun nicht mehr sehen und begann willenlos herumzuballern. Ich konnte mich an seinem Geballer orientieren und überwältigte ihn wenig später. Ich spürte, wie der Asteroid zu beben begann. Es war Eile geboten. Ich griff nach dem Artefakt und hoffte, es würde mir die Erleuchtung oder irgend etwas nützliches bringen. Doch es geschah nichts und als der Asteroid im Begriff war, zu explodieren, warf ich das Artefakt in meiner Not und Unwissenheit auf das Wesen. Auf einmal tat es einen unglaublich lauten Schlag und das Wesen zerfiel in unzählige kleine Teile. Doch das Beben hörte nicht auf, im Gegenteil es wurde noch stärker. Ich schnappte mir den Professor, der Bewußtlos in einer Ecke der Höhle lag, und floh schnellstmöglich zum Raumschiff. Wenig später erhob sich das Schiff, um in die tiefen Weiten des Alls zu starten. Der Asteroid implodierte in Tausende von Einzelteilen und riß noch einige Nachbarn mit in die vollkommene Zerstörung. Durch den Funkverkehr erfuhr ich, daß all die Gefangenen der Kreatur wieder von seinem Zwang befreit waren.
Während der Professor langsam wieder zu sich kam, und sich nach dem Zustand des Universums erkundigte, sagte ich ihm, es sei noch einmal mit einem großen Schrecken davon gekommen.

zurück