© der Geschichte: Hartmut Schoenherr. Nicht unerlaubt
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Salamandra salamandra

Eigentlich laufe ich nie bei Nacht. Aber an jenem Abend vor zwei Wochen hatte ich eine unbezähmbare Lust auf Bewegung. Meine Frau wollte mich zunächst zurückhalten, es sei zu gefährlich bei Nacht, alleine.
"Ich würde gerne mit dir laufen, Liebling, aber ich habe noch zu tun."
Als ich darauf beharrte, auch alleine loszurennen, hat sie mir ihre Stirnlampe aufgenötigt. Die sie selbst nie benutzte, ihre Augen waren die einer Katze. Ich hatte aber keine Lust, als Glühwürmchen durch den Wald zu hüpfen! Also blieb die Lampe am Zaun unseres mehrfach alarmanlagengesicherten Domizils am Waldrand zurück und ich bin stur in die Dunkelheit hineingerannt. Hin und wieder hatte ich das Gefühl, auf etwas Weiches zu treten. Schnecken vielleicht. Dachte ich.

Wie ich an der Quelle ankam, kroch gerade der Mond hinter einer Wolke hervor. Das Wasser im Trog schimmerte wie Quecksilber, eher ungesund. Und meine Hände sahen aus wie Saurierkrallen, bleich und hornig, als ich mir den Schweiß damit abwusch.
Dann sah ich ihn. Rechts von der Quelle lugte sein Kopf unter dem Laub hervor. Erst hielt ich ihn für eine Eidechse. Aber dann kroch das Tier auf mich zu und präsentierte ein prachtvolles Kostüm, intensiv gelbe Flecken auf einer lackglänzenden schwarzen Haut. Sternförmige Flecken. Ein Feuersalamander!
Salamandra salamandra - das weiß ich von meiner Frau. Nachtaktiv und feuchtigkeitsliebend. Wie ich. Wir sahen uns lange an. Auch er sah mich, mich ganz persönlich, davon war ich schon damals überzeugt. Und bei diesem Anglotzen wurde mir musisch zumute.
Ich summte ein wenig, das Rezitativ von Mozarts Figaro, "Tutto è disposto". Da mich ja sonst niemand hören konnte, nahm ich sogar die Arie in Angriff. Das Kerlchen schien aufzuhorchen. Doch dann krümmte es den Rücken und spritze mir ein Zeug in die Augen, das sich nicht gut anfühlte. Und verschwand unter dem Laub.
Ich spülte mir die Augen aus. Und traute meinen Ohren nicht. Unter dem Laub hervor kam, wie ein verspätetes Echo, das Figaro-Motiv. So leise, dass es nur in der Stille dieser ungeselligen Gegend klar und deutlich zu hören war. Mit einem sanften Wummern unterlegt, wie eine Bassbox im Leerlauf. Da der Mond wieder verschwunden war, trat ich lieber den Rückzug an. Nach Singen war mir nicht mehr zumute.
Elga fragte mich, ob ich bei der Quelle gewesen sei. Ich verneinte. Natürlich wollte sie auch wissen, was mit meinen Augen los sei.
"Ich bin in einen Ast gerannt."
"Trotz Stirnlampe?"
"Trotz Stirnlampe." Womit ich mich zurückzog.
Salamander haben keine Stimmbänder. Soviel konnte ich bei meiner Internetrecherche noch in der Nacht herausfinden. Und auch, dass sie vermutlich über Hautschwingungen kommunizieren können. Das war nicht viel, aber doch ausreichend, um mich schlafen zu lassen. Trotz der brennenden Augen.

Der nächste Tag verlief ziemlich mühsam. Zum einen konnte ich es nicht erwarten, am Abend wieder zur Quelle zu gehen. Zum andern musste ich ständig erklären, woher meine geschwollenen Augendeckel kamen. Mit der Geschichte vom herabhängenden Zweig auf dem Waldweg bestätigte ich mal wieder alle Vorurteile gegen theoretische Physiker.
Was mir aber völlig gleichgültig war. Ich hatte nur noch ein Interesse: Meinen Salamander am Abend aufzuzeichnen. Elga hatte ihre Tai-Chi-Gruppe, was mir gut passte.
"Mit deinen Augen solltest du heute nicht joggen gehen."
"Sicher nicht, Liebling."
"Du könntest stattdessen die Tai-Chi-Übungen mal wieder machen."
"Sicher, Liebling."
Sie nervte mich mit dieser Tai-Chi-Geschichte. Schon seit Jahren. Ich kann das einfach nicht. Mir fehlen die anatomischen und wohl auch die psychischen Voraussetzungen. Nun werde ich umdenken müssen. Notgedrungen.
Als ihr Wagen nicht mehr zu sehen war, machte ich mich auf den Weg. Die Kinder saßen schon wieder an ihren Labortischen. Abendbrot gab es bei uns meist getrennt, aus der Mikrowelle. Wir waren schon immer eine etwas komplizierte Familie. Ich nahm einen leistungsfähigen Discman mit. Und eine Sonnenbrille. Ich wollte nicht noch eine Ladung auf die Pupillen bekommen.
Trotz der Brille sah ich genau, was unter meinen Füßen in der Nacht so gequatscht hatte: Feuersalamander. Zwei Leichen lagen parallel zum Weg, als hätte ich sie auf einem Spaziergang erwischt. Eine dritte spreizte kurz vor dem Abzweig zur Quelle anklagend die Glieder. Kein guter Einstieg in ein Wiedersehen mit ihrem Artgenossen.
Ich wartete eine Weile. Aber er zeigte sich nicht. Dann versuchte ich es mit ein paar Volkslieder. "Am Brunnen vor dem Tore" und so. Es tat gut, eine menschliche Stimme zu hören, auch wenn es nur die eigene war.
Und da kam er. Direkt auf mich zu gekrochen. Die Intensität seines Blickes war ein einziger Vorwurf. Er hatte ein Anliegen, offensichtlich. Und das war nicht gut für meine Nervosität, die schon im Bauch rumpelte.
Also begann ich zu plappern. Ich entschuldigte mich dafür, andere Salamander in der Nacht zertreten zu haben. Erklärte ihm, dass ich mich für bedrohte Tierarten einsetze. Dass ich die Zerstörung von Feuchtgebieten für ein Verbrechen halte. Und so fort. Es hörte uns ja niemand zu, außer dem Discman. Ich hatte den Eindruck, dass er mich verstand. Und dann begann der Tanz.

Das Tier kroch an mir vorbei in die Mitte des Platzes bei der Quelle, wo die Abendsonne Frühsommerkringel zeichnete. Dort fegte es zunächst eine kreisrunde Stelle frei. Dann erhob es sich auf die Hinterbeine, stützte sich dabei mit dem Schwanz wie ein Känguruh und bewegte den Rumpf, vor und zurück. Mit wellenförmigen Bewegungen der Vorderbeine. Dabei erklang wieder ein leises Wummern, das im Rhythmus der Bewegungen an- und abschwoll.
Nach einer knappen Verbeugung in meine Richtung warf das Tier sich auf den Boden, zuckte in bizarren Windungen um sich selbst, als wolle es sich in den Schwanz beißen. Für Momente sah ich zwei Tiere, die einander umschlangen. Dann war es wieder ein Tier, das in schnalzenden Bewegungen über den Boden fegte. Ich fürchtete schon, es habe sich das Rückgrat gebrochen.
Da erklang über uns ein Pfeifen, das Zucken stoppte, wir hoben gleichzeitig den Kopf, über den Baumwipfeln stand ein rundes Gebilde, stachelig, ein riesiger Stacheldrahtknäuel. Die Erscheinung dauerte nur wenige Sekunden, aber als ich den Kopf wieder senkte, war mein Salamander verschwunden.
Auf dem Boden war ein regelmäßiges Schleifmuster zurückgeblieben, eindeutig erkennen konnte ich mehrere Yin-Yang-Zeichen, die sich berührten, teilweise überschnitten. Unser Haus ist voll davon, meine Frau sammelt sie in allen Varianten. Zusammen ergaben die Zeichen das Bild eines Schmetterlings, der nicht ganz zu Ende gezeichnet war. Irgendwas knipste in meinem Kopf ein Licht an und aus. Mein Sauriergehirn regte sich und sagte: Hau bloß ab.

Zuhause machte ich mir aus dem Gedächtnis eine Skizze des Tanzes. Und begriff plötzlich, dass es Tai-Chi war, was ich da gesehen hatte. Dann hörte ich mir die Aufnahme an. Nichts. Fast nichts. Ganz leise gelegentlich bei voll aufgedrehter Lautstärke etwas wie ein Pfeifen, ein Trommeln, schleierhaft und quälend. Und natürlich mein sinnloses Geplapper.
Als ich das Audiofile am PC analysierte, entdeckte ich zahlreiche Peaks jenseits der Wahrnehmungsschwelle, jedenfalls jenseits der meinen. Ich transformierte die Passage und bekam ein grollendes Stampfen zu hören. Belegt mit pulsierendem Knarren, als würde ein Frosch gleichzeitig in zwei Tonlagen quaken und dabei zertreten werden. Ganz entfernt klang gelegentlich auch das "Tutto e disposto" an.
In einem russischen Amphibien-Forum fand ich einen Spezialisten, der sich mit den Kommunikationsstrategien von Salamandern beschäftigt. Ich schicke ihm das Audiofile. Die Antwort kam eine knappe Stunde später, in perfektem Deutsch:
"Es ist anatomisch möglich, dass Feuersalamander diese Geräusche produzieren. Intellektuell jedoch wohl kaum. Es gibt drei extrem komplexe, binär aufgebaute Sequenzen, die sich in leichten Variationen wiederholen. Die nebenbei gesagt dem Morsecode von S-O-S nahe kommen. Und einige Verläufe klingen wie ein verschnupfter Mozart. Wie kommen Sie an diese Aufnahme?"
Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Den verschnupften Mozart fand ich nicht schön, das fiel doch insgeheim auf mein gesangliches Vorbild zurück. Was der Russe nicht wissen konnte. Für alle Fälle dankte ich höflich und versprach "Näheres in Bälde".

Das war vor zwei Wochen. Von meinem Salamander keine Spur in der Zwischenzeit. Ich habe meine Kinder beobachtet, die biomorphen Roboter meines Sohnes untersucht, im Geräteschuppen herumgeschnüffelt, im Keller, auf dem Dachboden. Nichts, was auf die beiden als Verursacher der Geschichte hindeutete. Natürlich nicht. Aber eine Menge an Büchern über Salamander fand ich.
Und außerdem kam diese andere Mail. Die Absenderadresse endete mit .cn:
"Verehrter Herr. Sie werden mich nicht kennen. Ich bin Paläozoologe und arbeite an Salamanderfossilien in der Provinz Hebei. Ein russischer Kollege hat mir, Ihr Einverständnis erwartend, Ihr Audiofile zugeschickt und bin ich sehr erstaunt. Ihre Daten scheinen gewisse Strukturen abzubilden, die wir aus einem kosmologischen Werk kennen, das auch in Ihrem Lande als I Ging wohlbekannt ist. Vielleicht ist Ihnen auch von Bedeutung, dass wir bei unseren Grabungen ein Jade-Artefakt gefunden haben aus der Zeit der Versteinerungen, also etwa 160.000.000 Jahre zurückgelegen, das zwei Salamander in einer Anordnung zeigt, die dem Yin-Yang-Symbol ausgesprochen ähnelt. Auf der Bauchseite jedes der Tiere findet sich die fein geritzte Abbildung eines kugelförmigen Gebildes. Wir erhielten daher gerne von Ihnen weitere Informationen, bitten Sie jedoch um äußerste Diskretion. In Hochschätzung Ihrer Verdienste, Ihr W. Chin Li"
Gestern abend in einem Fernsehmagazin ein Bericht über das Verschwinden ganzer Salamanderpopulationen. "Umweltgifte im Spiel?" Was für eine dumme Frage.

In der Nacht habe ich von meinem Salamander geträumt. Er richtete sich auf und wuchs, wuchs mir über den Kopf, dehnte sich mit seiner Sternenhaut bis zur Decke und sprengte dann das Zimmer, in welchem wir uns zusammen befanden. Und dann sagte er den denkwürdigen Satz: "Dafür habe ich dich nicht Physiker werden lassen!"
Ich erwachte schweißgebadet und verwirrt. Meine Dissertation fiel mir ein, in der ich die - theoretische - Überwindung der Lichtmauer behandelte. Elga war in der Küche beschäftigt, die Kinder schon in der Schule. Ich rief im Forschungszentrum an und erklärte, dass ich eine Grippe habe. Die Sekretärin wünschte mir gute Besserung und legte rasch auf. Als wolle sie mich nicht dazu verführen, weitere Lügen von mir zu geben. Elga schaute mich fragend an, als ich in die Küche kam. Beim Frühstück schwiegen wir beide. Dann wünschte Elga mir gute Besserung, gab mir einen Kuss auf die Stirn und verschwand. "Ins Institut", wie sie sagte.
Als ich vor etwa drei Stunden auf die Terrasse ging, um mich ein bisschen in die Sonne zu legen, sah ich fünf Kugeln über dem Wald schweben. Genau dort, wo sich die Quelle befindet. Ich packte eine Tasche mit Videokamera und meinem alten Uher-Reportergerät ein, dazu ein Band mit der Aufnahme der Salamandergeräusche, ein Leerband und das beste Mikro, das ich unter den Turnschuhen und längst abgelegten Elektrobaukästen unserer Tochter finden konnte.
Dieses Mal wartete er bereits auf mich. Er saß auf der Bank unter den Schlehen. Ich packte das Tonbandgerät aus und spielte ihm seine eigenen Töne vor. Und fragte mich etwas verspätet, wie er eigentlich auf die Bank gekommen ist. Während er regungslos zuhörte, hob sich sein Schwanz. An seinem Ende bildeten sich drei fingerähnliche Fransen, die Zeichen in die Luft malten. Die Luft um das Tier begann zu flimmern, ich sah merkwürdige Schlieren und optische Verzerrungen. Teile der Bank verschwanden und zeigten sich an anderen Stellen in der Nähe.
Mir wurde heiß und ich zog mich hinter eine mächtige Buche zurück. Als ich mich an den Stamm lehnte, spürte ich ein Zittern. Der Baum oder ich? Vermutlich wir beide. Oben verfärbte sich das Laub in hässliche Brandtöne. Dünne Rauchfahnen stiegen aus dem Geäst.
Unterdessen wuchs das Tier, bis es die ganze Bank einnahm und etwa die Größe eines Alligators hatte. Das Maul klappte auf und entließ eine Wolke flirrender Gase. Im Umkreis von mehreren Metern verdorrte das Grün. An vielen Stellen züngelten Flammen auf, wurden jedoch von dem unvermittelt einsetzenden Regen gelöscht. Im aufsteigenden Dampf senkte sich eine der fünf Kugeln durch die Baumkronen zu uns herunter, stoppte etwa 10 Meter über dem Erdboden.
Die Kugel bestand aus brennendem Stacheldraht, anders kann ich das nicht beschreiben. Und es war keine Luftspiegelung. Von der Kugel entrollte sich eine Lichtbahn zum Boden, bis an die Stelle, wo der Alligator aufgerichtet dastand, auf Hinterbeinen und Schwanz. Von der Bank war nur noch ein rauchender Haufen geblieben. Mit einer einzigen eleganten Bewegung seiner Vorderbeine verdoppelte sich das Tier und postierte sich zu beiden Seiten der Lichtbahn.
Um mich herum raschelte es im Laub, von allen Seiten kamen nun Feuersalamander auf die Lichtbahn zugekrochen. Die ersten glitten bereits auf die seltsame Himmelsleiter, es waren die jungen, kleinen, kaum daumengroß. Dann folgen die älteren Exemplare, gravitätisch und unbeirrt.
Wie Ratten, die ein sinkendes Schiff verlassen, dachte ich.
Als der letzte auf die Bahn gekrochen war, kam vom Waldweg her eine Frau auf den Doppel-Alligator zugeschritten. Sie verneigte sich vor dem Wächterpaar und vollführte einige sanfte Bewegungen mit den Armen. Schon wieder Tai-Chi. Ihr Gegenüber reagierte mit ähnlichen Gesten. Dann kam die Frau durch Dampf und Rauchschwaden auf mich zu. Es war Elga.
"Wir verlassen Euch heute wieder."
Ich muss lange geschwiegen haben. Dann hob ich meine Hände, ich wollte sie berühren, spüren. Aber da wackelte der doppelte Alligator im Hintergrund mit den Köpfen und ich stellte lieber die entscheidende Frage:
"Wer seid ihr?"
"Die Nachkommen von Salamandern, die vor 160 Millionen Jahren diesen Planeten beherrscht haben."
Ich musste erst einmal schlucken. "Wo kommt ihr her?"
"In gewisser Weise aus der Zukunft."
"Mit diesen Stacheldrahtkugeln?"
"Eine nostalgische Reminiszenz an die Raumschiffe, mit denen unsere Vorfahren die Erde verlassen haben. Heute bauen wir andere Modelle."
Der Alligator klappte mit dem Maul und schob sich wieder ineinander. Dann kam er näher. Wie ein gehörnter Ehemann, der gleich einer Affäre ein Ende macht, schoss es mir durch den Kopf. Als meine Frau sich umdrehte, blieb er stehen. Meine Frau, seine Frau? Ich war da nun im Zweifel.
"Und warum seid ihr wiedergekommen?"
"Der Meteoritenschwarm wird demnächst wieder bei Euch eintreffen. Wir wollten unsere Verwandten zurückholen. Die Erde ist kein passendes Habitat für Salamander."
"Und dazu musstest du mich heiraten und Kinder bekommen?"
Sie zögerte. Mit diesem Zögern veränderte sich ihr Gesicht. Der Mund wurde breiter, die Stirn und die Augenpartie kippten nach hinten. Sie fasste sich jedoch rasch wieder, und die vertrauten Züge kehrte zurück.
"Wir wollten auch Euch retten. Aber ihr habt schlecht gelernt. Ihr würdet die Reise nicht überleben."
Ich fragte sie dann noch nach dem Alligator. Sie lachte.
"Ach, der Arme. Er hat sich in dich verliebt. Du singst so schön. Aber als Alpha kann er sich leider nicht mehr in einen Menschen verwandeln. Er ist evolutionär zu weit weg von Euch."
Wieder ernst fügte sie hinzu: "Außerdem hast du drei seiner Botschafter zertrampelt."
Darauf gab es wohl nichts mehr zu sagen. Nur traute ich mich endlich, sie noch einmal in den Arm zu nehmen. Als ich, Wange an Wange mit ihr, kurz hinüberschaute, sah ich direkt in die traurigen Augen ihres Gefährten.
Elga löste sich von mir, ihr Mund veränderte sich wieder, wurde breiter, schob sich nach vorne. Rasch wandte sie sich ab, ging auf den Alligator zu, stolperte, wurde von ihm aufgefangen. Gemeinsam neigten sie sich zu Boden, bis ihre Bäuche die Lichtbahn berührten. Einträchtig krochen die beiden nach oben, zur Kugel. Wobei sie schrumpften und wieder die Gestalt von Salamandern annahmen. Elgas Muster war netzförmig.
Am Ende der Bahn drehte sich einer der beiden nochmals um, ich konnte nicht mehr erkennen, wer. Und dann hörte ich ein letztes Mal die Stimme meiner Frau, ehe die Kugel in einem Lichtschwall verschwand:
"Vielleicht ein anderes Mal. Das hängt auch von Dir ab."
Die anderen vier Kugeln waren gleichfalls verschwunden, die Expedition beendet. Ich werde nun wieder Tai-Chi üben. Zusammen mit unseren Kindern. Die leider ganz nach mir geraten sind. Wir werden uns Mühe geben, den evolutionären Rückstand aufzuholen. Einige tausend Jahre bleiben uns noch, ehe der Einschlag kommt. Das steht in dem Heft, das auf dem Küchentisch lag.

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