© der Geschichte: Maren Frank. Nicht unerlaubt
vervielfältigen oder anderswo veröffentlichen. Alle Rechte
dieses Werkes liegen bei dem Autor. Diesen Disclaimer bitte
nicht entfernen


Eine Reise durch das Wurmloch

Nur die Notbeleuchtung erhellte die Gänge, doch Jadzia Dax kannte sich gut genug aus, um die Tür zur Krankenstation auch so zu finden. Während des Nachtzyklus wirkte die Station verlassen, doch Jadzia wußte, daß auf der Ops die C-Schicht ihren Dienst verrichtete.
Leise öffnete sie die Tür, es war zwar mehr als unwahrscheinlich, daß irgendjemand sie hören würde, doch sie wollte nicht in ein Gespräch mit irgendeinem Offizier verwickelt werden, der zu so später Stunde noch unterwegs war.
Die Tür glitt hinter ihr zu und sie atmete auf, hier hätte sie den Computer eigentlich anweisen können, das Licht zu verstärken, doch daran dachte sie gar nicht, während sie hinüber zum Schrank huschte und den Öffnungscode eintippte. "Halt!"
Vor Schrecken schrie Jadzia leise auf und ließ die Sachen, die sie gerade aus dem Schrank genommen hatte, fallen.
"Stehenbleiben, ich habe einen Phaser in der Hand, der ist auf schwere Betäubung gestellt und ich werde nicht zögern, zu schießen." Die männliche Stimme erklang rechts von Jadzia und mit einer Mischung aus Erleichterung und neuem Schrecken erkannte sie den Sprecher als Dr. Julian Bashir.
"Julian, ich bin es nur, Jadzia."
"Was machst du um diese Zeit hier, noch dazu im Dunkeln? Computer: Licht."
"Nein!"
Doch da war der Raum schon erhellt.
"Oh mein Gott!" Julian starrte sie für eine Sekunde an, dann eilte er zu ihr hinüber. In seinen schönen Augen konnte Jadzia Zorn flackern sehen. "Das war er, nicht wahr?"
Jadzia vermutete, daß der Bluterguß an ihrer linken Schläfe inzwischen vollständig erblüht war und sie konnte sich in etwa vorstellen, wie sie aussah, wenn es sie auch einige Mühe kostete, nicht in die Glasscheibe zu schauen, in der sich bei diesem Lichteinfall ihr Abbild zeigen würde. "Worf kann nichts dafür."
Julian hantierte bereits mit einem Hautregenerator und hielt nun inne, um ihr in die Augen zu sehen. "Denkst du wirklich, daß ich dir das glaube? Ich hätte große Lust, Odo zu benachrichtigen und Worf wegen Körperverletzung in eine Arrestzelle werfen zu lassen."
"Wag es ja nicht, ich rede nie wieder auch nur ein Wort mit dir, wenn du das tust", zischte sie und verzog schmerzerfüllt das Gesicht. "Außerdem bin ich selbst schuld, ich bin unglücklich gefallen."
"Warum wohl", sagte er spöttisch.
Jadzia schoß ihm einen wütenden Blick zu. "Hör zu, das geht dich nichts an und jetzt sei ruhig oder laß mich allein, ich komme schon zurecht, ich hab´ nicht um deine Hilfe gebeten."
Julian holte tief Luft, doch er schwieg. Es war nicht das erste mal seit ihrer Liebesbeziehung mit Worf, daß er Jadzia behandeln mußte, doch daran gewöhnen würde er sich garantiert nie.
Jadzia stand auf. "Danke. Gute Nacht."
"Gute Nacht." Julian sah ihr hinterher, wie sie die Krankenstation wieder verließ. Nach einigen Sekunden gab er sich einen Ruck und wandte sich wieder dem Computerterminal im angrenzenden Raum zu, an dem er gearbeitet hatte. Doch richtig konzentrieren konnte er sich nicht, zu groß war der Zorn auf Worf, daß der Klingone mit der Frau zusammen war, die er im Geheimen immer noch liebte, war schon schlimm genug, daß sie aber derartige Verletzungen von dieser Beziehung davontrug und ihn dennoch in Schutz nahm, verstand Julian nicht. Er verspürte große Lust die Stirnfurchen des Klingonen auf dessen Gesicht noch etwas auszuweiten.

"Da vorne ist noch frei." Jadzia bahnte sich mit ihrem Tablett einen Weg durch das wie üblich um diese Zeit hoffnungslos überfüllte Replimat.
Worf nahm ihr gegenüber Platz und gab ein unwilliges Knurren von sich. "Sieht so aus, als könnten wir nicht in Ruhe essen."
Jadzia folgte seinem Blick und lächelte. "Hallo Julian."
Der Arzt erwiderte die Begrüßung und stellte ungefragt sein Tablett ab. "Rück doch bitte ein Stück zur Seite, Jadzia, dann habe ich hier auch noch Platz."
"Da bei den Bolianern ist auch noch ein Platz frei", sagte Worf.
Jadzia warf ihm einen warnenden Blick zu und rückte ein Stück, um dem Arzt die Gelegenheit zu geben, sich ebenfalls zu setzen. Ihr gegenüber gab Worf ein leises Knurren von sich und hinderte einen Blutwurm daran, über den Tellerrand zu verschwinden.
"Danke, sehr freundlich."
Sie begannen schweigend ihre Mahlzeit. Julian schien nicht zu merken, daß er störte oder, was Jadzia eher vermutete, er blieb absichtlich.
"Wart ihr heute schon auf der Promenade? Einige neue Händler sind am morgen angekommen und als ich meinen Dienst antrat, waren sie gerade dabei, ihre Tische aufzubauen", sagte Jadzia, in dem Versuch, ein belangloses Gespräch zu beginnen, um die in der Luft liegende Spannung zu mindern.
"Ich habe sie auch gesehen, sind einige tolle Sachen bei, sogar Antiquitäten von der Erde."
Worf grummelte nur. "So ein Kitsch interessiert mich nicht, sind doch sowieso nur überteuerte Fälschungen."
Jadzia berührte kurz den Arm des Klingonen. "Das weißt du doch gar nicht, wir könnten uns doch einfach mal umsehen, das kostet nichts."
"Wenn du unbedingt willst."
Julian lächelte Jadzia strahlend an. "Komm doch gleich mit mir mit, ich wollte sowieso über die Promenade schlendern und was soll Worf da schon groß gucken, wenn er sowieso keine Lust hat."
"Ich gehe mit und zwar nicht wegen der angeblichen Antiquitäten, sondern um Jadzia zu begleiten", stellte Worf mit Nachdruck fest.
"Das mußt du wirklich nicht, ich kann ebensogut mit Julian gehen."
"Es wäre mir ein Vergnügen, Jadzia." Julians Lippen zeigten ein charmantes Lächeln und er beugte sich für Worfs Geschmack viel zu weit zu der Trill hinüber.
"Das werden Sie nicht, Doktor, ich bin mit Jadzia zusammen, also werde ich auch mit ihr gehen, wenn sie unbedingt über die Promenade will."
"Und ihr mit ihrer schlechten Laune die Stimmung verderben, wie?"
"Grr!" machte Worf, doch bevor er noch eine Antwort geben konnte, stand das Objekt der Begierde mit recht ärgerlichem Gesichtsausdruck auf.
"Also, das ist mir jetzt echt zu blöd - ich gehe allein über die Promenade."
"Warte..." Julian hatte sich schon halb erhoben.
Jadzia drehte sich herum und ihre Augen funkelten wütend. "Keiner von euch beiden wird mich begleiten - und wagt es gar nicht erst, mir nachzukommen!"
Verblüfft sahen sich die beiden Offiziere an.
"Das ist Ihre Schuld, Doktor, Sie haben Jadzia verärgert."
"Ich? Wer läuft denn ständig mit schlechter Laune durch die Gegend und hat an nichts Spaß."
"Das muß ich mir von Ihnen nicht anhören."
"Ich wollte sowieso gehen - bei Ihrem Anblick vergeht mir nämlich der Appetit."
Julian stand auf und ging, als er im Gang war, spielte er einen Moment mit dem Gedanken zum Promenadendeck zu gehen, doch dann schlug er den Weg zur Krankenstation ein.
Es ging ihn nichts an und er liebte Jadzia genug, um sie glücklich sehen zu wollen, doch Worf an Jadzias Seite war noch immer ein ungewohntes Bild für ihn. Es tat weh und ein winziger egoistischer Teil in ihm wünschte, der Klingone möge an seinem Gagh ersticken.

Jadzias Stimmung war auf dem Nullpunkt, dabei wußte sie gar nicht, was sie eigentlich getan hatte, sie wollte doch nur ein bißchen über die Promenade bummeln. Nun, das tat sie jetzt, doch die Blicke, die sie den Händlertischen zuwarf, waren recht halbherzig, ihr gingen ganz andere Sachen im Kopf herum.
Julian, dieser verdammte Kerl, wenn er so weitermachte, würde es nur eine Frage der Zeit sein, bis Worf und er sich prügelten. Sie hatte Gefühle für Julian, wenn die auch anderer Art als jene für Worf waren. Worf war stark, kriegerisch und stur, seine Ehre bedeutete ihm alles und für Schwächen hatte er wenig bis kein Verständnis. Er war leidenschaftlich und wild, meist ziemlich unberechenbar, doch vielleicht war genau das es, was Jadzia so in seinen Bann zog.
Julian war so ganz anders, sanft und verständnisvoll. Charmant in jeder Situation, diplomatisch und lieb, die eigene Unsicherheit überspielend. Er war ein Mann, auf den eine Frau sich verlassen konnte, der Sicherheit gab und der mit seinen großen honigbraunen Augen jedes Herz im Sturm eroberte. Auch Jadzia fühlte sich von ihm angezogen, sie schätzte ihn als zuverlässigen Freund, der immer für sie da war, doch ein Teil von ihr konnte sich vorstellen, mit ihm eine tiefere Beziehung einzugehen.
"He, passen Sie doch auf!"
"Oh, Verzeihung." Erschrocken trat Jadzia einen Schritt zurück, sie war so in Gedanken versunken gewesen, daß sie gar nicht richtig auf ihren Weg geachtet hatte und eben vor einen Tisch gestoßen war. Ein Ferengi stellte die dabei umgekippten Artefakte wieder hin und sah dabei ab und zu zu Jadzia auf.
Sie nahm eines der Teile in die Hand und betrachtete es näher, es war eine Schnitzerei und zeigte sehr detailgetreu ausgearbeitet einen Ferengi.
"Das kostet 10 Barren in Gold gepreßtes Latinum", ließ der Händler sie wissen. Schnell stellte Jadzia die Figur wieder ab und sah die anderen an. Alle Arbeiten waren Statuen verschiedener Personen und Tiere. Bei den Personen handelte es sich ausnahmslos um Ferengi, die anderen Kreaturen allerdings gehörten Spezies an, die Jadzia nicht kannte. Sie tippte mit dem Zeigefinger auf ein langhalsiges Wesen mit drei Hörnern an der Nase. "Was ist das?"
Der Ferengi zuckte die Schultern. "Woher soll ich das wissen, ich verkaufe die Waren nur."
Jadzia schaute zu ihm herab und musterte ihn. Wie bei allen Ferengi, glitzerten in seinen blauen Augen Geschäftssinn und ein verschlagenes Grinsen stand auf seinem Gesicht. "Wer hat die Figuren denn geschnitzt?"
"Keine Ahnung, ist das denn so wichtig?" Er reckte sich ein bißchen, um Jadzia besser in die Augen schauen zu können. Sein Sinn für Profit sagte ihm, daß sie interessiert war und er hatte vor, ihr mindestens eine der Figuren zu verkaufen. "Ich wüßte es nur gern. Das sind sehr schöne Arbeiten und ich würde gerne mehr über die wissen, die sie geschnitzt haben."
"Da kann ich Ihnen leider nicht weiter helfen, aber vielleicht finden Sie in Ihrer Datenbank ja mehr Informationen, wenn Sie die Figur einscannen. Diese hier kostet übrigens nur acht Barren."
Jadzia kramte in ihrer Hosentasche und ließ die Barren in die Hand des Ferengi gleiten. Sein zufriedenes Grinsen entging ihr, da sie gedankenversunken das dreihörnige Wesen betrachtete. Worf hätte diesen Erwerb sicher nicht gutgeheißen, Julian hätte sie darauf hingewiesen, daß es total überteuert und bestimmt keine echte Handarbeit war, doch die Figur hatte Jadzias Neugier geweckt und sie war gespannt, was der Computer ihr sagen konnte.

Enttäuscht schaltete Jadzia den Monitor des Terminals aus und streckte sich auf ihrem Bett aus, in der Hand die Figur. Gar nichts hatte die Computeranalyse gebracht, die einzige Information, die das Gerät ihr gegeben hatte, war, daß die Figur aus Holz war - doch das hätte Jadzia auch so gewußt.
Aber was sie darstellen wollte, wußte sie nun immer noch nicht. Natürlich konnte es sein, daß es sich um eine Fantasy-Gestalt handelte, möglicherweise aus einem Roman. Oder es war eine ausgestorbene Spezies irgendeines Planeten, der nicht näher bekannt war. Die Ferengi trieben in allen Teilen der Galaxis regen Handel und schon oft hatte Jadzia in den Besitztümern von Quark Sachen gesehen, die sie nie zuvor in ihren sieben Leben zu Gesicht bekommen hatte.
Dennoch ließ sie die Schnitzerei nicht los, sie wirkte perfekt, aber nicht so perfekt, daß es maschinell hergestellt worden war, nein, hier schien es sich wirklich um Handarbeit zu handeln.
Die Trill beschloß, dem nachzugehen und am nächsten Tag nutzte sie die Mittagspause, um erneut den Händler aufzusuchen.
Er erkannte sie gleich wieder und begrüßte sie mit einem geschäftstüchtigen, verschlagenen Grinsen. "Wollen Sie noch eine Figur kaufen? Ich kann Ihnen auch das ganze Sortiment anbieten, wenn Sie alle nehmen, bekommen Sie drei Prozent Rabatt." "Ich möchte lieber wissen, woher die Schintzereien stammen und wer sie gemacht hat. Für Sie ist es doch sicher kein Problem, mir da weiter zu helfen." Bei den letzten Worten hatte sie sich etwas weiter zu ihm herüber gebeugt, sich ihrer Wirkung auf ihn voll bewußt.
Einige Sekunden lang starrte er sie an, dann aber schüttelte er den Kopf. "Wie ich schon sagte, ich weiß da gar nichts."
Jadzia streckte eine Hand aus und fuhr zart über sein rechtes Ohr. "Und Sie können da gar nichts machen, um mir die Informationen zu besorgen?"
"Oh, ah, mmh." Er schloß die Augen. "Naja, vielleicht doch, aber bitte nicht aufhören."
Jadzia massierte weiter und hoffte, daß Worf sich diesen Moment nun nicht gerade zu einem Spaziergang über die Promenade aussuchen würde. "Also, was können Sie für mich tun - bezüglich der Schnitzereien?"
"Ich kann Sie mit Daimon Tic bekannt machen, von dem habe ich die Figuren."
"Wann?"
"Kommen Sie heute Abend um 18:00 Uhr hierher, dann sehen wir weiter."
"Ich werde da sein", versprach Jadzia und zog ihre Hände zurück.
"He, warum hören Sie auf, vielleicht fällt mir ja noch mehr ein, wenn mir die Ohren massiert werden, kann ich immer besonders gut nachdenken."
Die Trill schenkte ihm ein geheimnisvolles Lächeln. "Alles zu seiner Zeit."
Er grummelte leise, wandte sich dann aber einem Bajoraner zu, der auf die Schnitzereien blickte.
Jadzia unterdessen ging zur Ops, sie hatte Worf den ganzen Tag noch nicht gesehen, doch sie würde ihm nicht hinterherlaufen, wenn er vorhatte, zu schmollen. Lange würde er es ohnehin nicht ohne sie aushalten, das wußte sie ziemlich sicher. "Hallo, alter Mann", begrüßte Benjamin Sisko sie. "Bist ja früh aus der Mittagspause zurück."
"Ich konnte es halt nicht mehr abwarten, wieder an die Arbeit zu gehen." Sie setzte sich an ihren Platz und ließ ihren Blick über die ungewohnt leere Kommandozentrale schweifen. An Kiras Station saß ein junger bajoranischer Fähnrich und zwei gelb gekleidete Lieutenants hielten sich im hinteren Bereich auf. "Hallo Dax."
Die Stimme gehörte O´Brien, doch Jadzia konnte den Iren nirgends entdecken. "Chief?"
"Hier bin ich." Er schob sich links von ihr unter einer Konsole hervor, in der Hand einen elektronischen Schraubenschlüssel. "Mußte das Kabel reparieren."
Die Türen glitten zischend auseinander und mit energischen Schritten trat Major Kira Nerys ein. Sofort gab der Fähnrich ihren Platz frei, doch die Bajoranerin ignorierte ihn und ging zu Dax. "Was hast du denn mit Worf angestellt, der ist noch grimmiger als sonst."
"Ach, er schmollt mal wieder. Nimm das nicht so ernst und laß dich von ihm nicht ärgern."
"Bestimmt nicht." Die rothaarige Frau betrachtete ihre Freundin eingehend. "Ist alles in Ordnung?"
"Ja."
Aufgrund der knappen Antwort hob Kira eine Braue. "Wirklich?"
"Wirklich." Die Trill nickte. "Es ist alles, wie immer."
"Gerade das macht mir ja Sorgen", murmelte Kira und ging an ihre Konsole.
Dax seufzte lautlos, Worf war wirklich schwierig, wenn er nicht vor hatte zu reden, dann tat er es auch nicht, er war sturer als jeder Ziegenbock und verschlossener als so manche Auster. Außerdem wäre Kira vermutlich die letzte, mit der er persönliche Probleme besprechen würde, nun ja, vermutlich die zweitletzte, die letzte Position nahm wohl eher Julian Bashir ein.
In den nächsten zehn Minuten kehrte auch der Rest der Kommandocrew ein. Es war ein ruhiger Tag, zwei Frachter dockten an und später schickte O´Brien einen seiner Techniker mit einem Flitzer los nach Bajor, um Ersatzteile für die defekte Tempelbeleuchtung zu holen.
Jadzia machte pünktlich Feierabend und war schon einige Minuten vor der vereinbarten Zeit am Treffpunkt. Der Händler kam sofort, als er sie sah und dirigierte sie in sein Quartier.
Dort zeigte der Computerbildschirm eine Sternenkarte und der Ferengi deutete auf einen Planeten links in der Ecke. "Also, dies ist der Planet, wovon die Schnitzereien stammen, allerdings hat Daimon Tic alle Vorkaufsrechte."
"Darf ich eine Kopie der Karte haben?"
"Natürlich, für zwei Streifen Latinum."
Seufzend zahlte Jadzia, sie war nicht in Stimmung für langwierige Verhandlungen und den Preis sofort zu akzeptieren würde den Ferengi sowieso ein klein wenig beleidigen.
Er druckte ihr die Karte aus, gab sie ihr und zog sie mit seinen Blicken fast aus. "Kann ich sonst noch was für Sie tun?"
"Nein." Mit dieser knappen Antwort ließ sie ihn stehen und ging zu dem Quartier ihres Freundes Ben Sisko. "Guten Abend, Benjamin, ich wollte dich fragen, ob du mich ein, zwei Tage entbehren kannst."
"Willst wohl einen Liebesurlaub machen, wie?" Er lachte. "Klar, ich steh deinem Glück nicht im Wege, obwohl ich Worf weniger gern gehen lasse, den brauch ich eigentlich."
"Du kannst ihn voll und ganz nutzen, ich fliege nämlich allein, nur ein kurzer Erkundungstrip in den Gamma-Quadranten."
Das dunkle Gesicht des Captains offenbarte leichte Überraschung. "Alles in Ordnung zwischen euch?"
"Ja, klar."
"Nur weil du allein losfliegen willst."
Die Trill seufzte. "Benjamin, ich plane keine Drei-Wochen-Reise zu einem Urlaubsplaneten sondern lediglich einen kurzen Trip um meinen Forscherdrang zu befreidigen. Das kann ich sehr gut allein und morgen abend bin ich wieder hier, vielleicht sogar schon etwas eher, ich möchte morgen bloß den Tag frei haben." "Kein Problem, viel Spaß."
"Danke, den werd´ ich sicher haben." Bevor Sisko sie noch in ein Gespräch verwickeln konnte, ging Jadzia zur Shuttlerampe. Mitzunehmen brauchte sie nichts weiter, im Shuttle war alles, was sie für ihre Reise benötigte. Einen Moment spielte sie mit dem Gedanken, sich von Worf zu verabschieden, doch dann hielt sie das für keine gute Idee, er würde nur Krach schlagen und vermutlich verlangen, daß sie hierblieb oder ihn mitnahm.
Und beides hatte sie nicht vor, also war es das beste, einfach so loszufliegen, Ben Sisko wußte bescheid und würde Worf schon informieren, wenn er fragen würde. Der Flug durch das Wurmloch und nach der Karte zu dem Planeten hin dauerte weniger als eine Stunde. Der Gamma-Quadrant wies in diesem Gebiet eine ganze Reihe von Klasse M Planeten auf, von der Föderation waren nur wenige registriert, da die meisten den Wissenschaftlern nicht interessant genug erschienen, um sie näher zu erforschen. Keiko O´Brien hatte einige bereits angeflogen, allerdings war sie eher enttäuscht zurückgekehrt, die Pflanzen dort waren nichts außergewöhnliches gewesen. Jadzia tauchte in den Orbit des Planeten ein und sicher landete sie das Shuttle auf einem freien Feld, in der Nähe einiger einfacher Holzhütten. Auf den Feldern und an den Buden herrschte rege Aktivität, doch keiner der Leute nahm Notiz von Jadzia, woraus sie schloß, daß diese Kolonisten entweder gar nichts von Starfleet wußten oder nichts damit zu tun haben wollten.
Sie lief ein bißchen herum und sah sich die Umgebung näher an. Alles wirkte wie eine recht primitive Kolonie, aus den Schornsteinen quoll Rauch, der Pflug wurde von zwei Ochsen gezogen und außer zwei Shuttles ein Stück weiter erinnerte alles mehr an die mittelalterliche Epoche der Erde.
Auf einem eingezäunten Stück Land grasten pferdeähnliche Tiere, Jadzia erkannte in ihnen das lebende Abbild einiger der Schnitzereien. Sie schlenderte weiter, besonders interessant schien ihr dieser Planet nicht und sehr gesprächig schien das Volk nicht zu sein. Sie hielt Ausschau nach größeren Gebäuden, wenn es hier so eine Art Restaurant gab, wollte sie dort zu Abend essen und dann zurück fliegen. Ihr Bett auf DS9 war allemal bequemer als die schmale Liege im Shuttle und ein Hotel würde sie hier wohl kaum finden.
"He, Sie, was wollen Sie hier?"
Überrascht drehte Jadzia sich um und sah sich einem Ferengi gegenüber. "Ich sehe mich nur um. Das wird doch nicht verboten sein, oder?"
Er musterte sie abschätzig. "Das ist mein Planet und mein Volk, also gehört alles hier mir."
"Ich will Ihnen ja auch gar nichts weg nehmen", beruhigte Jadzia ihn. Er wirkte feindseliger als die Ferengi auf DS9, sein verschlagener Gesichtsausdruck undurchschaubar.
"Sie sind von Starfleet, dieser Planet gehört aber nicht der Föderation an, also verschwinden Sie!"
"Warum? Ist es verboten, dich hier aufzuhalten?"
Er grinste. "Nein, jedenfalls nicht, solange sie zahlen, zehn Barren Latinum pro Tag, Vorkasse."
Um ein Haar hätte die Trill laut gelacht, eine solch dreiste Unverschämtheit war ihr in ihren über 300 Lebensjahren nicht passiert. "Sie sind wohl verrückt geworden, sowas können Sie doch nicht verlangen."
"Ich herrsche hier, also kann ich tun und lassen, was ich will."
"Sagen Sie das lieber nicht zu laut, dies ist ein freier Planet und auch wenn sie Handelsansprüche stellen, gehört er den Leuten, die hier leben."
"Nein, ich bin Daimon Tic und der Herrscher, alles hier untersteht meinem Kommando."
Jadzia bedachte den größenwahnsinnigen Ferengi mit einem spöttischen Lächeln. "Sie sollten sich mal hören."
"Vorsicht, Weibliche, ich lasse mir sowas nicht gefallen - und schon gar nicht von Frauen, es ist schon schlimm genug, daß man sie Kleidung tragen läßt. Und nun zahlen Sie die zwanzig Barren Latinum."
"Moment, eben sagten Sie noch zehn Barren."
Er zuckte mit den Schultern. "Gerade habe ich die Preise erhöht."
"Sie kriegen nicht mal einen Streifen Latinum von mir."
"Das ist ein Fehler." Noch ehe Jadzia reagieren konnte, hatte Tic plötzlich einen Phaser gezogen und drückte ab.

Auf DS9 hatten inzwischen sowohl Worf als auch Julian von Jadzias Trip durchs Wurmloch erfahren, Worf noch am Abend, als er sich beim Stationscomputer nach dem Aufenthaltsort der Trill erkundigte und Julian am nächsten Morgen, als er bei einem wissenschaftlichen Experiment Jadzias Meinung einholen wollte. Beiden hatte Sisko in knappen Worten die Situation erklärt, was Worf mit einem wütenden Knurren dazu veranlaßt hatt, aus dem Büro des Commanders zu stürmen.
Julian Bashir hatte weder geknurrt, noch verspürte er den Wunsch das Holodeck aufzusuchen, um dort mit dem Bath-let holografischen Monstern die Köpfe abzuschlagen, wie Worf es nun tat.
Gegen Abend machte Julian einen Apaziergang zur oberen Etage des Promenadendecks und sah zu dem Wurmloch hinaus. Er hoffte, daß nicht er der Grund für Jadzias Solo-Reise war, sie waren Freunde und ihre Freundschaft war tief, doch es gab auch ein gewisses erotisches Prickeln zwischen ihnen. Meist war es mehr ein Spiel, ein Flirt, doch Julian hätte sich auch eine Liebesbeziehung mit der Trill vorstellen können.
Er ging ins Quarks und suchte sich einen Tisch, von dem er aus das Wurmloch im Auge behalten konnte. Im Laufe des Abends passierten drei Schiffe das Wurmloch, doch Jadzias Shuttle war nicht dabei.
Worf betrat die Bar, der Gesichtsausdruck noch grimmiger als sonst und knurrend bestellte er ein großes Glas Pflaumensaft. Rom brachte es ihm und zog sich sofort zurück.
Der Klingone trank und sah dann zu Julian hinüber, falls das noch möglich war, verfinsterte sein Blick sich noch um einige Nuancen. Julian hätte sich nicht gewundert, wenn am Stuhl des großen Lieutenants Eiskristalle gewachsen wäre. Die Stunden vergingen und schließlich verließ Julian die Bar, räumte noch ein wenig in der Krankenstation auf und ging dann zu Bett. Schlafen konnte er allerdings nicht, auch wenn er sich einredete, daß alles in Ordnung war und Jadzia sich nun vermutlich mit einem Drink beim Kartenspielen in lustiger Runde befand, blieb doch ein Gefühl des Unbehagens zurück. Er konnte es nicht genauer definieren und ein teil von ihm versuchte es zu ignorieren, doch dann siegte die dominatere Seite und er stand wieder auf und berührte seinen Kommunikator. "Bashir an Worf."
"Was wollen Sie, Doktor?"
Wie ein Gewittergrollen klang die Stimme, doch Julian überging den unfreundlichen Tonfall. "Hat Jadzia sich bei Ihnen schon gemeldet?"
"Nein. Das geht Sie übrigens nichts an." Einen Moment herrschte Stille. "Hat sie Sie etwa kontaktet?"
"Nein und ich mache mir Sorgen", gab Julian zu.
"Was wollen Sie tun?"
"Mit einem Shuttle losfliegen. Kommen Sie mit?" Julian war sich selbst nicht ganz sicher, ob er das wirklich wollte, immerhin war die ganze Situation ja durch ihren Streit entstanden, doch Worf war gleichzeitig auch ein fähiger Offizier. "Natürlich, ich bin in einer Minute an der Andockschleuse. Worf Ende."
Auf Julians Gesicht schlich sich ein schwaches Lächeln, während er nun einen Koffer mit einer Starfleet-Notausrüstung schnappte und losspurtete. Die Pünktlichkeit des Klingonen war legendär und auch nun stand er bereits an einem der Tore.
Sie sprachen nicht miteinander, Worf hatte die Steuerung übernommen, Julian die Navigation und beide arbeiteten hochkonzentriert. Der Warpspur des Shuttles zu folgen war kein Problem, jedes Schiff verfügte über einen ganz eigenen Antrieb, so daß auch Schiffe der gleichen Klasse von anderen zu unterscheiden waren.
Worf schwenkte in den Orbit ein und blickte von der Konsole vor ihm auf. "Ich registriere das Shuttle von Jadzia, außerdem noch ein anderes Schiff, weiter nördlich, Ferengi-Klasse wie es scheint."
"Das ist gut möglich, die Ferengis treiben regen Handel mit den Völkern des Gamma-Quadranten. Wir sollten aber trotzdem vorsichtig sein."
Worf ging nicht weiter auf die Bemerkung ein und parkte das Shuttle neben das von Jadzia. Sie gingen um das kleine Schiff herum, die Türen waren ordnungsgemäß verschlossen, doch Julian kannte den Code, so daß sie Sekunden später eintreten konnten.
Das Schiff war verlassen, doch die Tasse mit dem Rest Raktajino darin, die auf einer Ablage stand, wies darauf hin, daß noch vor kurzem Jadzia an Bord gewesen sein mußte. Nichts deutete auf einen Kampf hin, was Julian zuerst aufatmen lies, doch diese komische Gefühl, daß etwas passiert war, blieb in ihm.
"Stecken Sie die Waffe weg", wies Julian den Klingonen an, während sie nebeneinander auf das Dorf zu schritten.
"Bis wir nicht wissen, ob es Jadzia gut geht, sollten wir uns aber verteidigen können", warf Worf ein.
Julian deutete mit einer Handbewegung über die Felder, auf denen gearbeitet wurde. "Schauen Sie sich doch um, wenn die uns angreifen wollten, hätten sie es längst getan."
Worf murmelte nur etwas unverständliches, steckte den Phaser aber doch weg. Ein Ferengi kam aus einem der Häuser und stellte sich ihnen in den Weg. "Was wollt ihr, dies ist kein Planet der Föderation."
Julian und Worf tauschten einen Blick, ehe der Doktor antwortete. "Wir sind auf der Suche nach einer Freundin von uns, sie ist eine Trill und wir haben ihr Shuttle hier in der Nähe gefunden."
Der Ferengi beäugte sie mißtrauisch, er war noch jung, schätzungsweise gerade aus der strengen Schule seiner Heimatwelt entlassen. "Ich hab´ keine Trill gesehen." Julian sah dem Ferengi nach, wie er wieder zurück ging. "Das gefällt mir nicht. Es wäre möglich, daß er lügt.
"
"Alle Ferengis lügen. Ich bin dafür, daß wir ihn uns schnappen und festhalten, bis er sagt, was er weiß, ich werde ihn schon zum Reden bringen!"
"Davon bin ich überzeugt, ein diplomatischeres Vergehen halte ich allerdings für angebracht."
"Was schlagen Sie vor?"
"Wir warten, irgendwann wird er schon wieder aus dem Haus kommen und dann folgen wir ihm." Mit diesen Worten ging Julian auf eine kleine Gruppe Sträucher zu, die zwar nur etwa mannshoch, aber sehr dicht war.
Worf folgte ihm und neben dem Arzt wartete er gespannt ab. Frauen in einfachen Gewändern holten Wasser, ein Mann hackte Holz, ein Junge mit einer Herde schafsähnlicher Tiere kam vorbei, doch ansonsten gab es nichts zu sehen. Mit besonders viel Geduld waren Klingonen im allgemeinen nicht gesegnet, Worf bildete da keine Ausnahme und je länger er neben dem Doktor in gebückter Haltung verharrte - denn Worf war größer als Julian und seine Stirnplatten wären zu sehen gewesen, wenn er aufgrichtet gestanden hätte - desto wütender wurde er, er wollte endlich handeln.
Die Holztür der Hütte wurde geöffnet und der Ferengi kam heraus. Er blieb einige Schritte vor dem Haus stehen, sah sich in alle Richtungen um und schlug dann den Weg an den Feldern vorbei ein.
Für die beiden Offiziere gab es keine Möglichkeit ihm zu folgen, da keinerlei Deckung dort bestand.
"Los, kommen Sie, Doktor."
Julian packte Worf am Ärmel seiner Uniform. "Nein, nicht, wenn wir jetzt loslaufen, sieht er uns sofort."
"Das kann er ruhig, wir werden ihn uns schnappen und befragen."
"Worf, das bringt doch nichts."
"Haben Sie vielleicht eine bessere Idee?" Als der Arzt nichts sagte, befreite Worf sich aus seinem Griff. "Ich jedenfalls will endlich handeln."
"Bleiben Sie hier, ich befehle es Ihnen", sagte Julian ruhig. Rangmäßig stand er über dem Klingonen, doch es war noch nie vorgekommen, daß er ihm Anweisungen gegeben hatte.
"Ich denke ja nicht daran", gab Worf zurück und in seinen Augen glitzerte Zorn. "Dieser Ferengi wird mich schon zu Jadzia bringen, darauf können Sie sich verlassen."
Julian wußte, daß er schnell handeln mußte, wenn er nicht riskieren wollte, daß Worf einfach los lief und damit alles zunichte machte. In seiner Tasche befand sich ein Injektor mit einem starken Betäubungsmittel, doch dann fiel Julian etwas anderes ein.
Er holte aus und schlug dem großen Klingonen die Faust ins Gesicht. "Für Jadzia." Das befriedigte Lächeln auf seinem Gesicht konnte er nicht unterdrücken, doch das sah der nun ohnmächtig auf dem Boden liegende Worf sowieso nicht.
Julian spähte zwischen den Sträuchern empor, der Ferengi war nirgends mehr zu sehen, also wagte er es, ebenfalls den Feldweg zu betreten. Die Dämmerung brach langsam herein und das würde er sich zum Vorteil machen.
Der Weg verlief sich auf einem großen Platz, der von etwas komfortabler aussehenden Hütten gesäumt wurde. Im Schutze einer Baumgruppe wartete Julian, bis es fast völlig dunkel war, dann schlich er zu dem beleuchteten Fenster.
Was er sah, entfachte seinen Zorn augenblicklich, an einen Stuhl gefesselt mit dicken Stricken um Hand- und Fußgelenke saß Jadzia, ein Knebel in ihrem Mund. Um sie herum standen drei männliche Ferengi und stritten sich so laut, daß einzelne Wortfetzen zu Julian nach draußen drangen.
In diesem Moment bedauerte Julian seine Tat ein wenig, Worf war eindeutig der bessere Krieger und mit ihm zusammen hätte er es durchaus gegen drei Ferengis aufnehmen können. Aber Worf lag bewußtlos im Gestrüpp, also mußte er sich selbst etwas einfalen lassen. Und das möglichst schnell, denn die gierigen Blicke der Ferengis waren eindeutig.
Zu seiner linken befand sich ein niedriger Verschlag, in dem schweineähnliche Tiere untergebracht waren. Julian öffnete das Tor und mit einem erschrockenen Grunzen wichen zwei Tiere vor ihm zurück. Weit breitete der Arzt die Arme aus und trieb die Tiere mit lautem Gejohle in den Hof.
Sogleich sprangen sie ins Freie, grunzten und quikten dabei laut. Schnell versteckte sich Julian hinter einem Holzfaß und hörte, wie fluchend ein Ferengi aus der Hütte kam, ein zweiter folgte gleich darauf, beschimpfte den anderen und rief nach dem dritten.
Das allgemeine Chaos in der Dunkelheit nutzte Julian, um sofort in die Hütte zu schlüpfen, als auch der dritte Ferengi im Hof war.
Zuerst nahm er Jadzia den Knebel aus dem Mund und befreit schnappte sie nach Luft. "Julian, wie kommst du denn hierher?"
"Ist eine lange Geschichte, aber im Moment ist dafür keine Zeit." Schnell löste er die Fesseln an ihren handgelenken, so daß sie sich von den Beinfesseln selbst befreien konnte, während Julian den Eingang sicherte.
Jadzia spähte vorsichtig aus dem Fenster. "Sie sind noch im Hof, vielleicht gelingt es uns durch eines der hinteren Fenster zu entkommen."
Julian ließ sie vorgehen, drehte sich immer wieder um und hielt den Phaser schußbereit.
"Komm!" Jadzia war bereits vom Fenstersims gesprungen. Julian warf ihr den Phaser zu und hechtete dann ebenfalls nach unten. Die weiche Erde dämpfte das Geräusch und geduckt schlichen sie um das Haus herum.
In der Dunkelheit war nicht viel zu erkennen, doch Julian vertraute auf seinen Orientierungssinn, als er Jadzia nun leicht anstieß und zu einer Baumgruppe deutete. "Wir müssen parallel zum Feldweg laufen, um zu Worf zu gelangen." "Worf?" Auch im Dunkeln wußte Julian, daß die Trill nun verwundert ihre Stirn runzelte. "Warum ist er nicht mit dir gekommen?"
"Er, nun ja, ist ... ach, ich erzähl´s dir später, komm jetzt, wir haben keine Zeit zu verlieren."
Die beiden Offiziere rannten zu den Bäumen und verbargen sich hinter dem dichten Gestrüpp. Sich hier durchzukämpfen würde schwierig werden, doch die Alternative war der Feldweg und der bot keinerlei Deckung.
"Au, verdammt!" fluchte Jadzia leise.
"Was ist, hast du dich verletzt?" Besorgt ergriff Julian ihre Hand.
"Ist schon gut, die Dornen an den Sträuchern sind bloß nicht zu unterschätzen."
Das hatte Julian auch schon gemerkt und mehr als einmal vernahmen die beiden das Reißen von Uniformstoff, während sie sich durch die Büsche kämpften.
"Was ist denn nun mit Worf?" griff Jadzia das Thema wieder auf. Sie waren nun weit genug von der Hütte der Ferengis entfernt und das Gestrüpp wurde lichter, so daß sie fast normal gehen konnten.
Julian seufzte. "Er liegt ohnmächtig hinter einigen Sträuchern. Ich hab´ ihn niedergeschlagen."
"Was?" Hart packte sie den Arzt am Arm. "Bist du wahnsinnig geworden? Du schlägst meinen Geliebten nieder und läßt ihn einfach so in der Wildnis hier liegen? Was, wenn ihn einer der Ferengi findet oder es hier wilde Tiere gibt?" An letzteres hatte Julian nicht gedacht, in den anderen Punkten aber konnte er sich verteidigen. "Finden wird ihn schon keiner, aber wenn ich ihn nicht außer Gefecht gesetzt hätte, hätte er mit seiner Kampfeslust alles verdorben und du wärst noch immer in den Händen dieser Ferengi."
"Erinner mich bloß nicht daran." Das weiß ihrer Augen blitzte. "Die haben sich um mich gestritten, wer mich nun in seinen Harem bekommt. DaiMon Tic hatte mich übrigens betäubt, als ich mit ihm redete, als ich wieder zu mir kam, saß ich gefesselt und geknebelt in seinem Wohnzimmer."
Sie hatten nun das Ende des Gestrüpps erreicht und liefen so schnell sie konnten über die freie Fläche zu den nächsten Sträuchern.
Ein Knurren ließ Julian zusammenzucken und er atmete erleichtert auf, als er erkannte, daß es nur Worf war, der sich nun stöhnend zur vollen Körpergröße aufrichtete. Ein Klingone seiner Gestalt wirkte im hellen schon respekteinflößend, die Dunkelheit allerdings ließ ihn bedrohlich erscheinen, was aber durchaus auch an dem wütenden Glitzern in seinen Augen liegen konnte.
Dann aber erkannte er Jadzia hinter dem Doktor und mit einem großen Schritt war er bei ihr und zog sie in seine Arme.
Julian räusperte sich. "Ich will euer Wiedersehen ja nicht stören, aber wir sollten besser zusehen, daß wir von hier verschwinden, die Ferengi sind bestimmt recht sauer auf uns."
"Ich hab´ genug von denen, meine Lust auf Abenteuer und Forschung ist fürs erste gestillt", sagte Jadzia und lief los Richtung Shuttle.
Die drei erreichten ihre Schiffe ohne weitere Zwischenfälle und als wäre es selbstverständlich, kletterte Worf zu Jadzia ins Shuttle. Julian ging in das andere Schiff und startete. Durch das Fenster konnte er neben sich das andere Runabout abheben sehen.
Er seufzte und lehnte sich im Pilotensessel zurück. Jadzia liebte Worf, das wußte er und da sie mit ihm glücklich war, konnte er es auch akzeptieren. Dennoch blieb ein leiser Schmerz in seinem Herzen zurück.

zurück