© der Geschichte: Timo Lüdtke. Nicht unerlaubt
vervielfältigen oder anderswo veröffentlichen. Alle Rechte
dieses Werkes liegen bei dem Autor. Diesen Disclaimer bitte
nicht entfernen


Der unsichtbare Comedy-Stand-Up

Hallo Leute!

Ich bin der unsichtbare (und deshalb schreibende) Comedian.
Ja, ja so´n Scheiß, werden viele von Ihnen sagen, kann ja jeder behaupten. Tja.
Ich hab versucht live aufzutreten... die Leute wurden ziemlich sauer. Erst riefen sie, ich solle endlich die Bühne betreten...Dann hab ich mal drüber nachgedacht.
Und mir viel ein, wie ich glaubte, dass Michael Mittermeier aussieht. Oder Knebel?
So, bevor ich sie dann im Fernsehen sah. Wissen sie das noch? Hm?
Ich hab folgendes vor: Ich werde berühmt und die Leute wollen, dass ich live auftrete. Dann verkaufe ich Bücher, trete bei L1VE und so auf.
Ich werd richtig Kohle machen... hö, hö...
Und dann kommt die große Show !! Ich trete life auf.
So wie in den Verfilmungen über mich. Mantel und Hut. Das Gesicht vermummt.
Und natürlich: Die Sonnenbrille!
Ich geh dann überall hin, zu Schmidt, vielleicht zu Raab.
Zu Biolek komm ich auch gerne. Oh, dass hab ich schlecht formuliert... Was soll's?
Mich sieht ja eh keiner. Aber meine Stimme... Mist!
Die könnte zum Problem werden... egal. Noch sind wir ja nicht so weit.
Stellen sie sich vor, sie sitzen in einer Show eines Comedy-Stand-up´s...
Dann hören sie Schritte auf sich zu kommen und plötzlich eine Stimme... ganz nah bei ihnen:
`tschuldigung... haben wir uns nicht schon Mal gesehen?
Ist doch nicht wirklich lustig.
Die Einen sagen "abgedroschen", die Anderen sagen schlicht "das funktioniert nicht".
Dann hab ich mal drüber nachgedacht. Und nach langem, sehr langem darüber Nachdenken, bin ich mir klar geworden,...(kleiner Witz) dass mein darüber Nachdenken für´n Arsch war.
Ich würde es nie erfahren, wenn ich es nicht wirklich machen würde.
Und deshalb melde ich mich hier und heute, "exklusiv", bei Storyline-net.de erstmals zu Wort!!
Bleiben wir bei dem Beispiel, dass sie in der Show eines Comedy-Stand-up´s sitzen.
"Wissen Sie, ich war eben noch essen." Dann Spot auf mich, ich öffne den Mantel...ha, ha...
Das sieht aus. Es ist die Scham, die mich zwingt, mich noch vor Ihnen zu verstecken.
Oder vielleicht die Angst, dem gegenüber, was man nicht versteht.
Egal, unsichtbar sein hat nur Vorteile. Zeigen Sie mir einen, der was anderes sagt!!
Ich wurde von einem Journalisten gefragt, ob ich schon andere Unsichtbare gesehen hätte.
Rufen mich an, wenn sie seinen Namen drucken wollen.
Dieser Journalist hat mich ein wenig aufgeregt, wissen sie. Nach Jahren der Einsamkeit, entloser Zeit, ohne jedes Gespräch, fragt die erste Person, mit der ich bereit bin zu sprechen:
"Haben sie schon andere Un..." Ich mag das gar nicht wiederholen. Was hätte ich ihm antworten sollen? Ich lächelte ein wenig, dem Amoklauf sehr nahe, sagte, ich müsse einen Moment nachdenken und ging, ohne das er es merkte. Wer weiß, wie lange der da saß?
Viele erzählen mir von ihren Problemen... ja gut, ich lausche halt mal hier und da...
würden sie auch machen. Ist eben so.
Jedenfalls sagen alle (sprechen sie mit, wenn sie den Text kennen): "Warum immer ich?"
Ich versichere ihnen, wären sie unsichtbar, wären all ihre jetzigen Problem ein Witz!
Das Problem der Leute ist, dass sie alles nur oberflächlich betrachten. Da hab ich ganz schlechte Karten, glauben sie mir. Irgendwann sitzen sie vor mir. Dann leg ich den Mantel ab und bin wirklich nicht zu sehen.
Dann würden sie es immer noch nicht glauben.
Es ist jedoch ein schlimmer Verlust, wenn man nur an das glaubt, was man sieht.

Bis zum nächsten Mal. Wir sehen uns!!

zurück