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Ein Stück Kindheit

Ungebändigt, wild und frei wuchs sie auf.

Sie war ein Spiegelbild des verwilderten Gartens, in dem sie tagsüber spielte, träumte, phantasierte.
Fasziniert von dem Durcheinander, den Pflanzen und Blumen, deren Namen sie alle kannte und deren Blüten sie zwischen Löschpapier in einem dicken, alten Lexikon presste.

Vierblätterige Kleeblätter, nach denen sie suchte.
Sorgfältig legte sie diese zwischen die Seiten ihres großen, roten Märchenbuches.
Sie sollten ihr immer Glück bringen!

Dieses Märchenbuch regte ihre Phantasie an, spendete Trost, wenn sie traurig war.
Sie war versunken in ihrer Welt von Feen, Hexen, Geistern und Prinzessinnen.
Sie lebte in der Welt ihrer Träume.

Die harte Realität holte sie unerbittlich ein.
Sie war kein Kind mehr.

Neue Gesetze, Wahrheiten, Werte.
Eine, ihr unbekannte Ordnung, die sie nicht erfassen konnte.

Sie trat eine Flucht an, deren Ziel im Dunkel lag.
Andere diffuse, wirre Welten.
In keiner kam sie je an, in keiner fand sie sich zurecht.

Empfindsamkeit
- war nicht gefragt.
Abgestumpft, Empfindungslos - war sie nicht.

Sie erlernte es - nie wirklich.

Immer wieder fällt ihr die Geschichte des Vogels Phönix* ein, die ihre Mutter ihr oft erzählte.
Mit dieser Geschichte weht ein Stück Kindheit zu ihr herüber, wie fernes Glockengeläut aus dem Nebel.....


* Der Vogel Phönix baute sich nach 500 Jahren ein Nest aus Kräutern und zündete es an. Aus der Asche stieg er als Neugeborener wieder empor.

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