© der Geschichte: Stephan Sigg. Nicht unerlaubt
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Scherben zertrümmern.

Aus dem Fenster, in die Welt. Wo Regentropfen sich die Glasscheiben hinunter stürzen. Ich könnte schreien, und bleibe trotzdem stumm. Ich will das nicht. Meine Finger klopfen gegen Glas. Eingesperrt hier drin. Ich könnte kreischen. Laut und ungezähmt. Könnte meine Faust gegen die Scheibe schleudern. Krachen, Scherben, die in meine Haut dringen, mich kratzen, schneiden, bis das Blut in wilden Fontänen herausspritzt.
Ich will sterben. Ich will weg. Weg vom mehr unten als oben und in der Mitte schon gar nicht. Ich will ein Messer in meinen Körper rammen, mir den Schandfleck herausschneiden. Und dabei schreien, dass die Gläser klirren. Schreien, bis meine Stimmbänder reissen, ich kläglich schluchze. Ich will das nicht. Warum, tausend Mal in den Raum gesagt. Ich denke nach.

Könnte ich mich nur bekiffen, mit Alk zuleeren, irgendwas schlucken, bis ich nicht mehr schlucken kann und sich mein Atem einstellt.
Nadine, schreit es in mir.
Fort, ehe ich gesprochen. Zu viele Tränen, zu viel Salz auf meiner Haut. Wohin die Vernunft? Wohin die Erfahrung?
Ich will mich stechen, tief ins Fleisch, bis ich vor Schmerz ohnmächtig entschwebe. Ausgelöscht.
Hätte ich eine Scherbe in meinen Händen. Spitzig. Scharf.
Schmerz, so oft dieses Wort geschrieben, so oft gedankenlos gebraucht, für Kinderkram verwendet in der Annahme ihn wirklich zu kennen, ihn zu fühlen. Oberflächlich verfälscht. Naiv entsinnt.

Kein Gedanke mehr an Gestern, an Morgen. Nur das Jetzt. Ich lege mich auf die Schiene, auf welchen du weggerollt bist, bevor ich mich offenbarte. Schnell, gedankenlos, getrieben.
Ich lege mich auf diese kalte Eisen und atme langsam.
Gib mir mein Hirn zurück, mein Denken.
Ich schliesse die Augen und warte, dass sich das Rauschen einstellt.

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