© der Geschichte: Sgt. Zapper. Nicht unerlaubt
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And if you can't be with the one you love

"...love the one you're with, love the one you're with."

Der Wagen schnurrt über die Landstrasse. Es ist kurz vor Mitternacht.

Der Weg ist das Ziel. Sagen kluge Leute, die ihren Weg längst gefunden haben.
Er weiß nicht, ob sein Weg überhaupt ein Ziel hat. Ob es überhaupt einen Weg zu einem Ziel gibt für ihn.
Sicher ist, der Wagen würde ihn durch die Nacht tragen.
Der Tank ist voll.

Die dichte Nacht dringt durch die Scheiben und mischt sich mit dem schwachen Schimmer der Kontrolllämpchen des Armaturenbretts zu einer Melange, zu einem Innen, in dem er treibt, wie ein Goldfisch im Kugelglas.

Er zündet sich eine Zigarette an der vorherigen an.
Der Rauch bildet eine Art durchscheinender Aura, schwach erleuchtet. Er bläst den Mundvoll aus und der Rauch fließt an der Windschutzscheibe hinab.

Alles fließt. Der Rauch an der Windschutzscheibe hinab. Das Benzin vom Tank in den Vergaser. Die Alleebäume vorbei, vorbei, vorbei.
Die Gedanken, ein nicht endender Strom. Niederschlag am einen Ende, ein Meer am andern.

Gut, es war gut so.
Er sieht kurz ihr Lachen aufblitzen. Es war nicht mehr so, wie er es geliebt hatte. Es trug, wie eine Welle kurz vorm Strand, eine kleine schäumende Krone.

Es beginnt zu nieseln und er schaltet die Scheibenwischer ein.
Wie er sie kennengelernt hatte.
Sie konnte nicht allzu viel ab und war so stinkebesoffen, daß sie sie links und rechts untergehakt führen mussten... - nein, es war eher ein Schleifen.
Er hielt ihre Haare beim Kotzen. Wischte ihr den Mund ab.

Sie hatte wunderbar tiefbraune Augen und auch jetzt noch, nachdem die Tusche an den Wangen runterlief, schwarze, volle Wimpern.

Der Scheibenwischer quietscht. Es nieselt zu schwach.
Ein dunkles Schnarren beim Hinabfahren, ein schrilleres bei der Aufwärtsbewegung. Als ob jemand schnarcht.

Manchmal lag er neben ihr wach. Wenn sie schon lange schlief.
Er roch an ihren Haaren. Ließ seine Finger über ihre Haut gleiten und fuhr die Konturen ihres Körpers nach. Dann gehörte sie ganz ihm.
Und durch das Dachfenster leuchtete eine Handvoll Sterne.
Er liebte diese Nächte.

Es ist wunderbar, wenn man nur dem Scheinwerfer zu folgen braucht.
Rauchen kann. Radio hört. Nichts zu tun braucht, als den Wagen auf der Strasse zu halten.

Einmal, sie hatten wieder gut gezecht, standen sie auf dem Gehweg gegenüber der Kneipe. Er konnte sich nicht mehr genau erinnern, was vorgefallen war. Er war sich jedoch ziemlich sicher, es sei nicht einmal eine Nichtigkeit gewesen.
Sie standen sich gegenüber und sie gab ihm eine Ohrfeige.
Er fühlte, wie die Backe brannte und er fühlte, wie es in ihm aufwallte. Es ist kein schönes Gefühl geschlagen zu werden.
Und so schlug er zurück. Auf die makellose Wange, die diesmal keine Tuschspuren trug. Ein bisschen fester vielleicht. Und so standen sie sich gegenüber. Herausfordernd die Wangen hinhaltend.
Und sie schlug ihn und er schlug sie.
Im zweiten Stock über dem Gehweg ging ein Fenster auf und jemand sah ihnen zu.

Er schaltet den Scheibenwischer wieder aus und drückt die Zigarette in den Ascher. Eine Handvoll Sterne leuchtet zwischen den Wolken.

Schließlich kam sie abends spät nach Haus. Irgendwann blieb sie aus.
Als er mit ihr schlief, fragte er sie danach, ob sie dabei an den Andern gedacht habe.
"Nein," sagte sie.

Es ist nicht wirklich ein Davonlaufen.
Er fährt an's Ende der Nacht.

29.1.00

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