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Janus

Janus ist das Zeichen für Zwiespältigkeit und Falschheit. Er steht für den Neuanfang mit dem Vergangenem im Sinn und der Zukunft in Blick. Meiner Meinung nach vernachlässigt Janus vollständig den Blick auf die Gegenwart. Janus, Ying und Yang, Gut und Böse, oder die Sternzeichen Zwilling und Waage, alle haben gemeinsam, daß beide Seiten ausgewogen sein müssen um Disharmonie zu vermeiden.
Doch wer nur nach vorne und nach hinten guckt, egal wie genau, der sieht die Gegenwart nicht. Und ehrlich gesagt, wer nur das Gute und das Böse sieht, der weiß nicht, was los ist. Janus ist Gott des Eingangs und Ausgangs. Befreiung, Enthüllung und Merkwürdiges sind seine Attribute. Aber im Grunde: Man weiß, was, wieso gewesen sein könnte, und man weiß was, wieso, wie werden könnte. Doof, daß man keinen Schimmer hat was grade los ist, geschweige denn warum? Aber alle haben ihr Kreuz zu tragen. So auch wir: Die Engel.
Es gibt viele Geschichten über Engel. Die meisten beziehen sich auf Engel der Bibel. Mit Gott und Teufel und was weiß ich noch. Geschichten halt. Aber wie sind Engel so drauf? Es ist nicht beneidenswert ein Engel zu sein. Wir Engel sind in erster Linie nicht perfekt. Jeder Engel hat wie jeder andere Mensch einen Schaden.
Anders als die übrigen Menschen haben wir Engel ein viel stärkeres Verlangen, was die Beantwortung der Sinnfrage betrifft. Jeder spürt, wenn ein Engel den Raum betritt. Die Stimmungen verändern sich. Was ja nicht unbedingt gut sein muß. Ist die Stimmung schlechter fühlen Engel sich in die Pflicht genommen sie zu verbessern. Engel haben meist das Gefühl übervorteilt und ausgenutzt zu werden. Gleichzeitig sind sie meist so gut wie handlungsunfähig. Wobei sie deshalb auch noch ein schlechtes Gewissen haben. Sie geben sich für alles die Schuld. Hört sich nicht berauschend an, ein Engel zu sein. Aber Engel sehnen sich nach Liebe. Liebe ist das Wichtigste und gibt allem Anderen Sinn. Wie alle Menschen haben Engel das Verlangen, gebraucht zu werden. Nur viel stärker. Man kann es auch so formulieren, daß Engel sehr schwach und im Grunde narzißtisch und komplexiös sind. Sensible Weicheier, die sich viel zu oft selbst bemitleiden und gleichzeitig überschätzen.
Nicht ganz so schlimm vielleicht.
Das was das Leben eines Engels lebenswert macht ist die Fähigkeit neue Engel zu schaffen. Wobei sie nie genau wissen, ob daß gut, oder schlecht ist. Engel sein, heißt größtmögliche Reflexion. Es ist ein Weg mit sich und dem Leben klarzukommen.
Engel bemühen sich um Harmonie und richten ihre Aktivitäten darauf aus, das Wohlbefinden ihres Umfeldes positiv zu beeinflussen. Das ist schon recht eigennützig, denn trotz aller gutgemeinter Selbstlosigkeit werden Engel mit Strafen belegt. Ihr Leben lang. Eifersucht. Angst. Minderwertigkeitskomplexe. Hoffnungslosigkeit.
Hoffentlich ist das alles eine Prüfung denken alle. Aber es gibt Momente, die sind einfach toll. Manchmal nur für kurze Zeit, dann erinnert man sich an die Realität. Und schnell denkt man darüber nach, was die Realität eigentlich ist.
Aber zurück, zu dem vielleicht nicht schönen Beigeschmack des Engeldaseins.
Die schlimmste aller Strafen ist, wenn man einmal aus Selbstsucht lügt, verliert man das Vertrauen in andere Leute. Das ist viel schlimmer, als wenn einem selbst nicht mehr vertraut wird. Aus Angst, weil einem stets im Kopf herumschwirrt, daß der Gegenüber genauso wie man selbst, aus irgendeinem Grund lügen könnte.
Die Lüge macht aber genauso viel kaputt, wie die Wahrheit.
Die Realität scheint also eine Mischung aus Wahrheit und Lüge zu sein.
Jeder bewertet eine Situation anders. Immer hat der eine mehr, der andere weniger davon. Wobei es keine Rolle spielt, ob man sich darüber Gedanken macht oder nicht. Nur Engel machen sich halt Gedanken zu Allem.
Manchmal stoßen wir auf Personen, die uns anscheinend genau das Gefühl vermitteln, welches uns zu fehlen scheint. Sie bringen unsere Realität in einigen Bereichen in eine Form der Ruhe.
Das heißt, in dieser Person sehen wir jemanden, der uns zu verstehen scheint. Oder wir erfreuen uns einfach an dem Interesse, daß uns die neue Person entgegenbringt. Jetzt sind wir an einem Punkt angelangt, uns Janus nochmals ins Gedächtnis zu rufen. Das war der Zwiespältige Typ. Vergangenheit, Zukunft, gut und böse, Realität... bla, bla, bla...
Engel haben diesbezüglich erkannt, daß man in die Zukunft planen kann, und zwar um so wahrscheinlicher, je mehr man Erfahrungen aus der Vergangenheit miteinbezieht. Dieses Abwegen und in die Zukunft planen scheint die Gegenwart auszumachen. Denn die Zukunft ist nie so, wie wir es erwartet hätten. Dazu kommt dann bloß noch die Kleinigkeit, daß man andauernd neue Erfahrungen macht, auf dem Weg in die toll geplante Zukunft. Und schnell sieht man so viele Faktoren, die eine Rolle spielen, daß wenn man darüber nachdenkt, nicht einmal ein Logikwölkchen übrig bleibt.
Da will man die Menschheit über die tatsächliche Existenz von Engeln in Kenntnis setzten und schon bricht das größte Handicap des Engeldaseins durch: Stümperhafte Versuche zu erklären was, wieso, war, oder werden könnte. Es ist einfach keine Konversation möglich, wenn man ständig darüber nachdenkt, was wie gemeint sein könnte, und welche Konsequenzen welche Reaktion auslösen könnten.
Engel, die nicht wissen, daß sie Engel sind haben meist das Gefühl eine überdurchschnittliche Menschenkenntnis zu haben. Durch etwaige Umstände (dazu später mehr) kommt es häufig zu Neurosen, wie es die Psychologie bezeichnet. In der Freudschen Psychoanalyse sind Neurosen eine Gruppe von seelisch bedingten Krankheiten, deren Ursache in einer Fehlverarbeitung von Erlebnissen liegen und die sich in bestimmten Symptomen( wie etwa Angst oder Zwängen) oder in bestimmten Eigenschaften (wie Unsicherheit, Hemmungen o.ä.) äußern. Engel wissen das und richten ihr Leben danach aus. So ziemlich alle Menschen und Engel haben Ängste, Zwänge, Hemmungen und Komplexe.
Der Trick ist jetzt einfach, genau das zu verwenden um seine Ängste, Zwänge, Hemmungen und Komplexe in den Griff zu bekommen. Denn wenn alle im Grunde unsicher sind und sich gar verstellen, um sich zu schützen, worin unterscheiden wir uns dann? Wahrscheinlich in der Intensität, mit der wir uns verstellen. Doch je mehr wir uns verstellen, dass heißt, unser wahres Ich nicht an der Konversation mit unseren Mitmenschen teilnehmen lassen, um so unzufriedener wird unser wahres Ich.
Vielleicht ist dies den meisten Menschen überhaupt nicht bewusst.

Am folgenden Denkbeispiel sollte jedem, ein für alle Mal, klar werden, wie schwachsinnig und auch gefährlich die Lüge ist. Wobei Lüge auch das Verstellen der Persönlichkeit beinhaltet:
Jeder Mensch hat Triebe. Nicht ausschließlich sexuelle, wobei so ziemlich alle Bedürfnisse im Grunde sexueller Natur zu sein scheinen. Wie hoffentlich jeder weiß, sind unsere schwachsinnigen Vorfahren daran Schuld, dass wir wohl fast alle eine Erziehung genossen haben, bei der wir in Grunde gar keine andere Wahl hatten, als uns zu verhaltensgestörten, sexuell degenerierten Schwächlingen zu entwickeln. Wie soll man auch von jemandem lernen mit seinen Emotionen umzugehen, der selbst keinen Schimmer davon hat?
Ja, was sollen einem Menschen beibringen, die nicht einmal darüber nachgedacht haben die Erziehung in ihrer Gesellschaft anzuzweifeln? Die meisten unserer Vorfahren bekamen zu hören, dass man über so etwas nicht spricht, wenn man über Emotionen, Triebe, Ängste und so einen Kram reden wollte.
Sogenannte Schwäche zeigen war und ist verpönt. Denn zum Einen wird Schwäche grundsätzlich von irgendwelchen Arschgesichtern ausgenutzt, zum Anderen ist es schwer jemanden zu finden, der einem wenigstens zuhört, wenn er einem nicht helfen kann.
Der Großteil ist trotz seiner eventuell selbstsicheren Erscheinung viel zu überfordert mit seinen eigenen Problemen um sich noch mit den Problemen anderer zu befassen. Doch das wäre eigentlich die Lösung.
Dabei ist die größte Hilfe für jemandem, der eine schwache Zeit hat, selbst auch über seine Ängste und so weiter zu sprechen; um dem Schwächling, der sich einem da öffnet zu sagen, dass er nicht das ärmste Schwein auf Erden ist und man selbst ebenfalls mit Unsicherheiten zu kämpfen hat. Denn einen auf cool machen, um zu suggerieren, dass bei einem selbst ja alles in Butter ist, heißt wirkliche Schwäche. Dadurch entstehen diese Hemmungen, Ängste und Komplexe, die zur negativen Veränderung der Persönlichkeit führen doch erst. Und jemanden abzutun, in dem man sagt, dass wir doch alle Probleme haben ist ein noch größeres Übel. So etwas sagt nur Jemand, der so extreme Ängste und Zweifel an sich selbst hat, dass er schon so etwas, wie ein "augenscheinliches" Selbstschutzsystem entwickelt hat. Dieser Mensch braucht wirklich Hilfe und ist unglücklicher als der, der sich ihm öffnete. Fragen sie so jemanden mal vorsichtig danach.
Er wird vehement abstreiten sich nicht im Griff zu haben. Falls er sagt, ihm sei im Moment nicht nach reden, heißt das, er will reden, kann auf Grund seiner emotionalen Verkrüppelung jedoch nicht. Das heißt weiter, er braucht und will unbedingt Hilfe und wird sich Stück für Stück öffnen. Nutzen sie einen passenden Moment, bei einem späteren Treffen um vorsichtig, mit gebührendem Respekt darauf einzugehen. Das ist das, was das Engeldasein ausmacht und es hilft dir und ihm. Denn im Grunde haben alle die selben Ängste. Der eine mal mehr, der andere mal weniger und umgekehrt.
Hast Du mal jemanden gefunden, mit dem man über diese so wichtigen Dinge reden kann, denk an das, was die Blues Brothers mal gesagt haben: Halte ihn fest!
Es geht um Ausgleich. Um Ausgleich auf einer Ebene, von der sich Menschen überhaupt keine Vorstellung machen können. Sie sollten es einfach tun.

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