© der Geschichte: Ludwig Luderskow. Nicht unerlaubt
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Die Entscheidung

Es ist kalt hier im Raum. Ich habe keine Kohle mehr, die ich verfeuern könnte. Nicht sehr ergibig ist mein kleiner Lohn. Er reicht gerade für meine Süchte. Ein wenig bleibt noch übrig, wenn ich die Miete und lebensnotwendige Ausgaben abziehe - und das verspiele ich meistens - ja ich gebe es zu - ich bin ein Spieler -. An keinem Karten- oder Würfeltisch kann ich vorbeigehen, ohne daß ich nicht spielen würde - ich weiß nicht, warum ich spiele! vielleicht - ja natürlich! um zu gewinnen...aber auch, weil ich dieses gefühl des Adrenalin nicht missen möchte: wenn es heißt „Alles oder Nichts“. Dies ist eine meiner Süchte und die andere ist, daß ich gerne ab und zu - gewiß nicht regelmäßig - ein Pfeifchen rauche....nicht Tabak - das können Sie sich denken! aber wie gesagt: nur ab und zu, denn zu mehr reicht es leider nicht.

Vor kurzem - und deswegen erzähle ich Ihnen dies alles - sagen wir: ich mache Sie zu meinen Zeugen, gebe Ihnen mein Testament...nein! ich habe nicht vor zu sterben. Bin noch recht jung - aber dieses Spiel...ist so verlockend. Der Gewinn! damit habe ich ausgesorgt...viele viele Monate - vielleicht sogar mein Leben lang.

Sehen sie das Lächeln auf meinem Gesicht? Nun? Es ist da! ich lache nicht oft, müssen Sie wissen - aber der Gedanke, daß ich damit mein Leben lang ausgesorgt habe, erheitert mich.

Sie können sich es denken, worum es geht - oder? Ich helfe Ihnen gerne auf die Sprünge - morgen werde ich mich mit drei anderen jungen Männern treffen - und ein Revolver wird entscheiden, wer überlebt - der Überlebende bekommt sehr viel Geld, Anerkennung und Macht! zumindest hat man uns es so versprochen. Geld ist gut, man braucht es - nichts ist umsonst: das Leben nicht, der Tod erst recht nicht! haben Sie es sich einmal überlegt? der Tod? wie das ist, zu sterben? tot zu sein? was ist mit meinem Bewußtsein? werde ich jemals meiner bewußt sein - in einem späteren Leben? wird es ein Später geben? ich weiß es nicht, wissen Sie? Sie können mich noch davon abbringen - ja! ich suche danach! daß mir jemand sagt: nein! tu es nicht! - ich bin zu schwach, meine ich: selbstbewußt auf mich und mein Können zu vertrauen. Oder meinen Sie, daß ich mir das einrede? ich hoffe sehr auf Ihre Hilfe! - denn...wenn Sie es nicht schaffen mich zu überzeugen, daß ich es nicht mache,- dann werde ich es tun - und Sie sind es gewesen, der mir nicht half! Sie sind verantwortlich für meinen Tod! denn nur Sie - als völlig Unbeteiligter können mir helfen! Ansonsten habe ich niemanden. Meine eltern sind früh gestorben, haben mich allein gelassen in dieser Welt! ohne mir zu sagen, was ich tun soll! ES MUSS MIR JEMAND SAGEN WAS ICH TUN SOLL - müssen Sie wissen! ich alleine kann es nicht - treffe immer die falschen Entscheidungen! also lasse ich andere entscheiden! das ist einfacher, als sich selbst die Vorwürfe zu machen, wenn etwas daneben geht.

Auch zum Spiel mit dem Revolver hat mich ein Freund - ich weiss nicht ob man es so nennen kann - animiert (Eigentlich ein guter Mensch, der mir immer mal wieder geholfen hat. Ich konnte ihm nie helfen. Ich bin zu schwach, müssen Sie wissen - aber er hat es mir nie nachgetragen. ja! er ist ein guter Freund)...was tue ich, wenn er stirbt? und ich überlebe....was eigentlich? ist das die falsche Frage? (haben Sie es auch gemerkt?) denn, wenn er stirbt und ich überlebe - dann bin ich reich! dann habe ich Geld! viel Geld!

Sie können mir nichts anderes raten, als daß ich es machen sollte? habe ich recht? ja? ich denke mir, daß Sie das sagen! jetzt - ich habe angst - sterben will ich nicht! aber ich will das Geld! ich weiß nicht, was ich tun soll! vielleicht schlafe ich noch einmal darüber. Morgen sehen wir weiter. Und wenn ich Sie morgen hier wieder treffe: dann - entweder als reicher Mann oder als armer Schlucker, der ich immer gewesen war. Aber wenn Sie mich morgen hier nicht wieder sehen: dann bin ich tot! und Sie! haben mir nicht geholfen! haben nur zugehört! kein Wort gesagt! sind schuld an meinem frühen Tod! aber gewiß...ist Ihnen das egal - wie ich Ihnen immer egal war!

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