© der Geschichte: Frank Broszeit. Nicht unerlaubt
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Der Kaffeeautomat

Gierig steht er seit Jahren an seinem Platz.
Er wartet geduldig auf seine Opfer. Münze um Münze fällt in ihn hinein, doch das ist es nicht, was ihn satt macht. Er genießt es, wenn sie sich bücken um ihm zu huldigen, ihn zu preisen. Auf den Knien liegen sie und ihre Hände strecken sich flehend empor um nach den Münzen zu greifen, die er absichtlich zwischen seinen Thron rollen läßt. Er genießt es, sie sich winden zu sehen, stößt ein befriedigendes Gluckern aus, während er immer mehr nimmt und nichts gibt. Seine rote Anzeige flackert freudig, als wieder ein Knabe, vergebens auf sein Wechselgeld wartet und schließlich flennend davon läuft. Wäre er ein Mensch, so hätte er ihn mit schallendem Gelächter davon gejagt, da er aber nur eine Maschine ist, springt nur seine Pumpe an und heißes Wasser pulsiert durch seine Adern.

Erst einer, dann immer mehr Jugendliche und Kinder, ja selbst die Pausenaufsicht, sehen zu ihm herüber. Eine bedrückende Stille kehrt in den Pausenraum ein, durchbrochen nur durch ein schelmisches Gluckern.
Ein Schrei durchbricht die Mauer aus Schweigen.
Ein Schüler konnte es nicht länger hin nehmen.
Noch während sein Kampfschrei anhält, zieht er einen Molotow aus seiner Tasche. Sein Feuerzeug läßt den öligen Docht in einer Stichflamme explodieren, sein Arm ihn schleudern und seine Augen das Ziel finden.
Ein ersticktes Röcheln entfährt der Maschine, die in panischer Angst, unfähig ist zu begreifen, dass ihre Macht bricht.
Immer mehr Schreie lösen sich aus der Stille und der Mob stürmt los. Blumentöpfe, Stühle, Tischbeine, ja selbst die Fliesen dienen ihnen als Waffen und Wurfgeschosse.

Sie schlugen auf ihn ein. Plastik und Glas zerbarst unter dieser Wucht, Lack schwärzte sich und wurde in den unzähligen Beulen zu Staub geformt.
Die Meute rüttelte und zerrte, bist selbst die Schwerlastanker seines Throns nachgaben, die er all die Jahre nie benötigte hatte um aufrecht zu stehen. Er stürzte mit seinen Gesicht zuerst und gab den Feinden seinen Rücken preis. Lehrer und Schüler ließen ihrer Wut freien Lauf und lynchten noch tief bis in die Nacht, selbst als lange nichts mehr da war, dass gluckerte.

Ein Klingeln riß den Kaffeeautomaten aus seinen Träumen, verwirrt sah er wie ein kleiner Junge, traurig weg ging, weil er sein Wechselgeld nicht bekam. Er wußte nicht genau warum er es tat, doch plötzlich lief ein glücklicher Junge zurück um nach zu sehen, ob er wirklich 3 Münzen fallen gehört hatte - und er hatte.

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