Frankfurter Buchmesse

Lesung auf dem BuCon19 in Dreieich 2004
ein Bericht von Thorsten Küper

Lesungen haben für uns Autoren so einen ganz besonderen Reiz. Auch für mich natürlich, ganz klar. Ehrensache, dass ich mir die Gelegenheit, auf dem Buchmessecon 2004 zu lesen, nicht entgehen lasse.

Als ich mich am Vormittag des 9. Oktober 2004 auf den Weg mache, begrüßt mich ein herrlich blauer Oktoberhimmel. Auf dem Beifahrersitz meines Wagens habe ich alles, was man als ambitionierter Autor für eine Lesung benötigt. Straßenkarte, einen Ausdruck der Story, die ich zu lesen gedenke (nur für den Fall, dass ganz unerwartet doch noch kein Exemplar der Anthologie „Walfred Goreng“ vorliegt), eine Digitalkamera, um später beweisen zu können, dass auch Personen anwesend waren, die man nicht gewaltsam selbst herbeigeschafft hat und einige Tabletten gegen Sodbrennen, falls ich es während der Anreise etwas zu gut mit dem Proviant meine.

Lesungen haben für uns Autoren so einen ganz besonderen Reiz. Auch für mich natürlich, ganz klar. Ehrensache, dass ich mir die Gelegenheit, auf dem Buchmessecon 2004 zu lesen, nicht entgehen lasse. Als ich mich am Vormittag des 9. Oktober 2004 auf den Weg mache, begrüßt mich ein herrlich blauer Oktoberhimmel. Auf dem Beifahrersitz meines Wagens habe ich alles, was man als ambitionierter Autor für eine Lesung benötigt. Straßenkarte, einen Ausdruck der Story, die ich zu lesen gedenke (nur für den Fall, dass ganz unerwartet doch noch kein Exemplar der Anthologie „Walfred Goreng“ vorliegt), eine Digitalkamera, um später beweisen zu können, dass auch Personen anwesend waren, die man nicht gewaltsam selbst herbeigeschafft hat und einige Tabletten gegen Sodbrennen, falls ich es während der Anreise etwas zu gut mit dem Proviant meine. Nach etwa eineinhalb Stunden problemloser Fahrt Richtung Frankfurt, lande ich wie schon fast erwartet im obligatorischen Stau. Für eine Weile sieht es ganz so aus, als würde ich diesen Buchmessecon irgendwo hinter Haiger Burbach verbringen, eingekeilt auf der mittleren Fahrspur zwischen dem Range Rover eines älteren Ehepaars zu meiner Linken, einem gelbroten LKW zu meiner Rechten und dem Renault eines Malermeisters vor mir. Einen Augenblick spiele ich mit dem Gedanken, die Motorhaube des hohen Range Rovers zu besteigen und von dort aus ganz spontan eine Lesung zu veranstalten. Soweit ich weiß, haben die Beatles mal ganz spontan vom Dach ihres Studios aus gespielt und auch U2 hat so was mal in Las Vegas gemacht. Die Beatles in London, U2 in Las Vegas und ich ….auf der A45 bei Haiger Burbach?? Ich verabschiede mich endgültig von der Idee, als mir einfällt, dass Fahrzeuge dieser Bauart für gewöhnlich von Hobbyjägern gesteuert werden und die haben manchmal ein Gewehr dabei.

Staus haben eine Gemeinsamkeit mit den Wahlversprechen unserer Politiker – sie lösen sich irgendwann in Luft auf. Der Stau auf der A45 macht da auch keine Ausnahme und so erreiche ich etwa 2 Stunden später endlich Frankfurt, dessen Skyline mich wie immer schwer beeindruckt. Gut nur, dass die Lesung in keinem dieser Türme stattfindet. Ich entsinne mich, dass die SF-Tage 99 im Dortmunder Harenberg Center veranstaltet worden waren. Aufgrund meiner Höhenangst bin ich über die Verkaufsausstellung im Erdgeschoss nicht hinaus gekommen. Alle Vorträge hatten nämlich oben im 18.Stock stattgefunden. Ein achtzehnstöckiges Gebäude ist gegen die Frankfurter Wolkenkratzer aber nur ein müder Witz.

Ich bin so fasziniert von der Aussicht, dass ich im Fahren mit der rechten Hand ein Foto aus dem Seitenfenster schieße und mir dabei überlege, wie ich das einem Verkehrspolizisten erklären werde, falls er mich dabei ertappt. „Sie schicken mir immer so schöne Fotos, wissen Sie, da wollte ich mich mal revanchieren und eines von ihnen machen.“ Der Spruch wäre wohl keine gute Idee gewesen, oder?

Wer nach Dreieich/Buchschlag will braucht viel Geduld. Für einen Bahnhof war in der kleinen Stadt anscheinend noch Geld übrig, aber für eine Brücke über die Gleise oder eine Unterführung drunter durch hat es dann wohl doch nicht mehr gereicht. Und da nahe Frankfurt immer irgendein Zug der Deutschen Bahn durchs Bild bummeln muss, ist die Schranke meistens unten. Kurz hinter dem Bahnübergang gibt es einen Kiosk und ich befürchte fast ortskundige Fahrer aussteigen zu sehen, um sich dort ganz in Ruhe, einen Kaffee, eine Zigarette und eine Partie Schach gönnen zu sehen. Ganz so schlimm ist es nicht, fünf Minuten später treffe ich am Bürgerzentrum, dem üblichen Austragungsort des Buchmessecon ein und betrete die heiligen Hallen.

Bekannte Gesichter tummeln sich, Serienautoren großer Verlage wie Bastei, aber auch diverse Kleinverlage geben sich die Ehre. Vertreter der Zunft, die man nur von ihren Internetpräsenzen her kennt. Wer als Außenseiter einen Con besucht, für den wird das ganze vermutlich schnell sehr langweilig, wenn er sich nicht an den diversen Verkaufsständen mit Material eindeckt. Der Reiz solche Szenetreffen liegt darin, dort Bekannte zu treffen.

Zu meiner großen Freude begrüßt mich sofort ein junger Mann im Anzug mit Händedruck. Stefan Wogawa hat mir gegenüber einen Vorteil. Durch meine Homepage weiß er, wie ich aussehe. Erst als er seinen Namen nennt, weiß ich, dass ich es mit einem Thunderboltler (dem zeitweiligen Redakteur) zu tun habe. (Der Thunderbolt übrigens ist dieser kleine Club, der Magazine, herausbringt, Kurzfilme dreht und immer mindestens 10 Mitglieder hat und trotzdem immer wieder für tot erklärt wird ;-)) Stefan und ich sind heute beide anwesend, um aus der Anthologie „Walfred Goreng“ zu lesen und er verrät mir, dass er etwas aufgeregt ist.

Innerhalb weniger Minuten treffe ich eine ganze Reihe von weiteren Bekannten. Alfred Becker, Barbara Jung, Robert Kerber, Armin Roessler, Christian Spließ. Nur dem Namen nach bekannt sind mir bisher Dieter Schmitt, der zusammen mit Armin „Walfred Goreng“ herausgegeben hat, sowie Ines Bauer und Heidrun Jänchen, die ebenfalls aus der Anthologie lesen wollen. Bei den Anwesenden ist bereits jetzt eine gewisse Nervosität spürbar, die aber nicht so ganz auf mich abfärben will. Für gewöhnlich empfinde ich die Vorstellung, eine Story von mir vor einer größeren Gruppe vorzulesen, etwa so aufregend, wie mein Auto zu betanken, oder 200 Gramm Aufschnitt im Supermarkt zu kaufen. Der Puls bleibt unten. Kribbelig werde ich frühestens eine Minute vorher.

Auch als Heidrun Jänchen mit ihrer Lesung beginnt, empfinde ich die Situation als entspannend. Das ändert sich auch noch nicht, als Armin Roessler nach Heidruns interessanter Story nun mich nach vorn bittet. Dann allerdings tut er etwas, das mich etwas aus dem Konzept bringt:

Armin haut nach allen Regeln der Kunst auf den Putz, als er mich vorstellt, listet Nominierungen auf und macht aus meinem siebten Platz beim Kurt Lasswitz- Preis gleich noch den Dritten. Allerdings nur aus Versehen und ich korrigiere ihn peinlich berührt, während ich überlege, welchen Gesichtsausdruck ich am besten aufsetze, um nicht auszusehen wie ein Pseudo-Prominenter bei Beckmann. Immerhin habe ich jetzt das richtige Lesungs-Feeling und bin endlich auch etwas nervös.

Während ich vortrage, gehen mir merkwürdige Fragen durch den Kopf. Gucken die jetzt interessiert oder schlafen sie gleich ein? Warum sieht der Typ hinten links ständig auf seine Armbanduhr, soviel Zeit wird er doch wohl haben, um zu warten, bis ich mich zu Ende blamiert habe. Komme ich mit der Zeit hin? 12 Minuten sind sehr knapp. Wie lange lese ich eigentlich schon. Seit einer Stunde, oder warum ist mein Mund so trocken? Oh je, ich habe mich verhaspelt. „To..to..to“…seit wann stottere ich? Ich habe doch noch nie gestottert. Und was, wenn ich auch noch sabbere? Vielleicht sprudeln ganze Wölkchen von Speicheltropfen aus meinem Mund und der schaut gar nicht auf seine Uhr sondern hält den Arm zum Schutz hoch. Und nuschele ich auch noch?

Na, ich will mal nicht übertreiben. Ganz so schlimm ist es nicht, so eine Lesung bringt mich nicht wirklich aus der Ruhe. Aber eine Befürchtung bestätigt sich: „Njomwegs Krankheit“, die Story, die ich vortrage, ist sehr „dialoglastig“. Liest man solche Passagen vor, verlieren Zuhörer im Gegensatz zum Leser schnell die Orientierung. Nicht etwa, weil es sie überfordert, sondern weil Hörern die Textstruktur fehlt und so schwer zu verfolgen ist, wer was sagt. Für einen Applaus reicht es dann aber doch noch, was den Autor sehr erleichtert. Aber etwas ist schief gegangen: Obwohl ich den Einstieg der Story weggelassen habe, bin ich gnadenlos über die Zeit. Die nachfolgenden Autoren schaffen ihr Programm aber trotzdem - und überzeugen mich ausnahmslos mit ihren Geschichten, genauso wie Heidrun Jänchen zu Beginn. Ines Bauer, Stefan Wogawa und Armin Roessler tragen lesenwerte ,Storys vor, wobei Stefan mit seiner humorvollen Weltraumgeschichte eindeutig die größte Begeisterung beim Publikum erntet. Der Humor kommt in der SF eben oft viel zu kurz und das hat Stefan nicht nur erkannt, sondern auch exzellent ausgenutzt.

Perfekt wäre nach einer so zumindest nach meinem Geschmack gelungenen Lesung nun der gemeinsame Abschluss bei einem Abendessen. Leider fehlt mir die Zeit für so eine Aktion und so springe ich nach zwei viel zu kurzen Stunden wieder in mein kleines schwarzes Auto und düse Richtung Autobahn davon.

Zum Winken hatte ich leider keine Gelegenheit mehr und so grüsse ich einfach von hier aus noch einmal die Herausgeber der Storyolympiade, die Mitautoren und auch alle anderen Bekannten, die ich auf dem Con getroffen habe. Bis bald!



(c) Text und Bilder Thorsten Küper
Erstveröffentlichung auf www.sublevel12.de
mit freundlicher Genehmigung

 

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