Frankfurter Buchmesse
Nur kein Neid! - Interview mit Klaus Bollhöfener
Wir
Autoren haben u.a. Phantasie (und zu viele Ablehnungsschreiben
von Verlagsmitarbeitern). Es ist ein leichtes uns vorzustellen,
wie es auf einer Buchmesse als Verlagsmitarbeiter ist, zumindest
an den Tagen, wo kein Publikum da ist: Wir trinken Sekt und essen
Schnittchen. Unterhalten uns mit Kollegen. Bescheinigen diesen
oder jenen Autor in seiner Abwesenheit, dass er nicht schreiben
kann ... und die Abende in der Hotelbar sind auch ganz nett.
Also so ganz unter uns Autoren - Verlagsmitarbeiter zu sein, das
wäre es doch!
So auf einer Buchmesse, wo wir Autoren - unbekannt noch dazu -
tausende Kilometer durch Hallen gehen müssen, um überhaupt mal
einen Überblick über die Konkurrenz zu bekommen und nach den Leuten
Ausschau zu halten, die uns Standardablehnungsschreiben schicken.
Natürlich finden wir sie nicht und die Konkurrenz ist so schlecht
nun auch wieder nicht - aber würden wir uns wirklich so etwas
antun? Verlagsmitarbeiter auf einer Buchmesse sein?
Fragen wir doch einmal jemanden, der es wirklich weiss: Klaus
Bollhöfener, vom PERRY RHODAN-Marketing des Pabel-Moewig Verlages.
Es war dieses Jahr die siebte Buchmesse, wo er seinen Verlag vor
Ort vertrat.

Klaus, wie hast Du die diesjährige
Buchmesse erlebt oder anders: kam es noch schlimmer?
Nachdem ich ja schon seit vielen Jahren die Buchmesse
besuche - und das nicht erst, seit ich für Pabel-Moewig arbeite
-, weiß man in etwa schon, was auf einen zukommt. Was sicherlich
zunehmend belastend wirkt, sind die vielen Veranstaltungen, Lesungen
und Präsentationen mitten in den Hallen. Da wir in der Regel sehr
viele Gesprächstermine am Stand haben, muss man versuchen die
Lautsprecher zu übertönen, was die Stimme dann doch sehr schnell
ruinieren kann. Aber sonst war alles im grünen Bereich ...
Wieviel an Vorbereitungszeit und
Arbeiten brauchst Du und der Verlag für die Frankfurter Buchmesse?
Die Vorarbeiten beginnen ungefähr ein halbes Jahr
vorher und laufen parallel in zwei Abteilungen an. Mathias Ebel
vom Buch-Marketing kümmert sich um alles, was mit dem Buchverlag
zu tun hat, mein Part ist ausschließlich PERRY RHODAN.
Als erstes wird in einer sehr frühen Phase geklärt, welche Autoren
und Illustratoren vor Ort sein können. Das hat einfach damit zu
tun, dass ich für die Vorankündigen und Anzeigen, in denen die
Signierstunden am Stand angekündigt werden, eine gewisse Vorlaufzeit
benötige.
Der nächste Schritt ist die Standgestaltung - auch hier kümmere
ich mich ausschließlich um den PERRY RHODAN-Bereich. Ich muss
beispielsweise festlegen, welche Motive von welchem Künstler als
großformatige Tafeln den Stand "schmücken". Und wie präsentiere
ich den neuen Kalender? In welcher Form weise ich auf die neue
Taschenbuchreihe bei Heyne hin? Sehr wichtig ist auch die vorherige
Bestandsaufnahme: Liegen alle Prospekte in ausreichender Menge
vor? Müssen Autogrammkarten nachgedruckt werden? Reichen die Kugelschreiber?
Zudem wurden in diesem Jahr über 1000 Tüten mit Gimmicks gepackt,
die auf der Messe kostenlos verteilt wurden.
Wenige Tage vor der Messe wird schließlich all das versandfertig
gemacht, was wir am Stand benötigen.
Klaus, ich habe am Stand des Pabel-Moewig
Verlages festgestellt, dass Ihr ein ein sehr gutes, fast freundschaftliches
Verhältnis zu Euren Autoren habt. Ist das die Ausnahme oder gibt
es so etwas - so weit Du es natürlich weißt - auch in anderen
Verlagen?
Das kann ich so nicht sagen. Aber Du hast recht, wir
sind in der Tat so eine Art "große Familie", was natürlich die
Zusammenarbeit sehr angenehm macht.
Die Frankfurter Buchmesse ist eine
gigantische Werbeveranstaltung, auch wenn es in den Medien anders
deklariert wird, letztendlich zählt das Geschäft und die Präsenz
eines Verlages. Kann man da eigentlich noch Visionen und Träume
haben? Und wie wichtig sind Dir diese bei Deiner Arbeit?
Während der Veranstaltung hat man sicherlich keine
Zeit zum Träumen ...
In den verschiedenen Gesprächen bekommt man allerdings schon die
eine oder andere Idee vorgetragen, aus der sich eine Vision entwickeln
kann, die dann unter Umständen in ein konkretes Projekt mündet.
Ansonsten sind Träume und Visionen für die tägliche Arbeit sehr
wichtig, auch wenn man vielleicht das eine oder andere nicht immer
umsetzen kann.
Zum Schluss eine Frage, die sich
nicht auf die Buchmesse bezieht, aber die für unsere Autoren von
Interesse ist. Pabel-Moewig ist mit seiner PERRY-RHODAN-Reihe
für einen eigenen Roman mit eigenen Charakteren natürlich nicht
geschaffen. Aber nehmen wir einmal an, ein Autor interessiert
sich dafür (anders ausgedrückt, sein sehnlichster Wunsch ist es,
als Autor bei Euch zu schreiben).
Kann er dann einfach anrufen oder wenn er sich das nicht traut,
Euch schreiben?
Anzurufen würde ich nicht empfehlen, dafür ist das
Tagesgeschäft einfach zu hektisch.
Wer aber ernsthaftes Interesse an einer Mitarbeit an PERRY RHODAN
hat, sollte in jedem Fall ein Exposé seines Textes zusammen mit
einer kleinen Leseprobe an uns schicken.

Wir danken Klaus Bollhöfener, dass er sich Zeit
für unser Interview genommen hat und wünschen ihm alles
Gute für seine weitere Arbeit.
zurück
|