Aus der Villa Diodati
düster-erotische Kurzgeschichten
Der
Klapptext verspricht einundzwanzig Kurzgeschichten von Autorinnen und
Autoren des literarischen Undergrounds. Geschichten, die (ent-)fesseln
und zu einem Blick in die Schattenwelten verführen...
Die Anthologie lag nun vor mir und als erstes fiel mehr der Gesamteindruck
auf. Liebevoll gestaltet ist dieses 286 Seiten starke Buch, welches nicht
in einer kommerziellen Druckanstalt, sondern per Hand angefertigt wurde.
Das tut aber dem Eindruck keinen Abbruch - im Gegenteil.
Eröffnet wird die Anthologie mit Daniela Scheeles
"Und sie kam mit dem Nebel": eine gut geschriebene, wehmütige Momentaufnahme,
die Gedanken über Emotionen widerspiegelt. Diese Einleitung ist sehr sanft
und mit einem Hauch von Poesie.
Die zweite Geschichte "Cassiel" von Simon Rhys
Beck war genau das, was der Band dem Leser im Klapptext versprach.
Die Handlung nahm gefangen. Der Leser begab sich mit dem Autor in eine
Schattenwelt, wo das als Böse hingestellte, mehr als Liebe geben konnte
mit einer durchaus gelungenen Pointe am Schluß.
Die insgesamt drei Geschichten von Simon Rhys Beck konnten alle überzeugen.
Hier ist Erotik der Teil, der die Handlung noch spannender machte, statt
nur aufzufangen.
Ebenso spannend schreibt Charlotte
Engmann. "Blick in die Nacht" ist nur ein Beispiel dafür. Eine
Geschichte, die von Anfang an fesselt. Logisch und überzeugend führt die
Autorin die Fäden weiter bis zum Schluß. Beschriebene Leidenschaften mit
einem Hauch von Erotik bilden auch hier nicht den beabsichtigen Vordergrund,
sondern fügen sich in die Geschichte ein, die dadurch - genau wie bei
Simon Rhys Beck - noch spannender wird.
Auch Christian "Zardoz" Schönwetter
nimmt den Leser mit seinem "Demonica" gefangen. Hier begegnet dem Leser
das klassische "die Seele dem Teufel versprechende".
Trotz das der Ausgang zu erahnen ist, schreibt der Autor eine Variante,
die sehr gekonnt die Abgründe des menschlichen Seins beschreibt. Vor allen
Dingen mit der eher morbiden erotischen Begegnung, die sein Held bestehen
muß. Das mag nichts für zartbesaitete Seelen sein, ist aber bei dieser
Geschichte zwingend. Der Autor schreibt zudem noch stilistisch sehr gut.
Es gibt noch andere Geschichten in dieser Anthologie, die
gut geschrieben sind, wobei die Handlung nicht immer überzeugte.
Es gibt auch Texte, die ich eher als Momentaufnahmen beschreiben möchte,
so wie die eingangs schon von Daniela Scheele vorgestellte "Und sie kam
mit dem Nebel".
So ist zum Beispiel von Kalim Großmann "hell
schimmerndes Erinnern" lyrisch und dicht geschrieben.
Der Band bietet aber auch nur düsteres, welches ich nicht
unbedingt in das Genre "Erotik" zuordnen möchte. Hier ist spielt das Genre
"Fantasy" mehr den Vordergrund. Gut geschrieben in dem Sinne ist zum Beispiel
von Claude "Unseleighe".
Eine Anthologie mit Kurzgeschichten von verschiedenen Autoren,
hat zugegebenermaßen immer ihre Schwachpunkte.
Bei "Aus der Villa Diodati" hingegen, schwankte ich zwischen hervorragend
und leider auch schlecht.
Für letzteres stehen die Geschichten von Christel
Scheja. Sie sind weder düster noch erotisch, statt dessen muß der
Leser ein Klischee nach dem anderen lesen. Das Bemühen Erotik zu beschreiben,
geht leider in eingangs schon genannten Klischees hier vollkommen verloren,
auch weil Handlungen entweder unlogisch oder nicht vorhanden sind. Christel
Scheja hat eine naive Schreibweise, die auch nicht stilistisch überzeugen
konnte.
Trotzdem kann ich diesen sehr kontrastreichen Band empfehlen,
auch wenn er leider diese Schwachpunkte hat. Leider, da hier meiner Meinung
nach auch sehr talentierte Autoren, wie eingangs beschrieben, mitwirken.
Zum Schluß sei mir noch diese Bemerkung erlaubt:
der Band ist m.E. nur Lesern ab 16 Jahren zu empfehlen.
Aus der Villa Diodati
ISBN 3-934442-03-X
Dead Soft Verlag
(ehem. Alter Ego Verlag)
Brandenburger Str. 10
49525 Lengerich
Fax: 05481 - 98640
Aus der Villa Diodati kann für 20 DM (Vorkasse inkl. Porto und Verpackung)
auch direkt beim Verlag bezogen werden.
[geschrieben von Gabi]
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