Das Elegante Universum

von Brian Greene.

Das Elegante UniversumDie Wissenschaften haben es schwer in unserer Gesellschaft. Jeder genießt ihre positiven Auswirkungen in Form von CD-Spielern, Computern oder Satellitenfernsehen, man fürchtet sich vor ihren Auswüchsen in Form von Atomwaffen oder genetisch veränderten Killerviren, und doch ist die Wissenschaft als solches dabei den meisten Alltagsbürgern in etwa so entrückt wie der Mond der Erde. Solche Schlagworte wie "Relativitätstheorie" oder vielleicht auch noch "Quantenmechanik" wird zwar fast jeder schon mal gehört haben, doch was genau hat es damit auf sich?

Die Wissenschaften haben es heutzutage vor allem deshalb auch so schwer, weil sie ein scheinbar nur schwer zu vermittelndes Image haben. Die vorderste Forschungsfront bewegt sich mittlerweile auf Gebieten, die jeglichem natürlichen und gesundem Alltagsverstand trotzen. Um so lobenswerter ist es, wenn sich Wissenschaftler darum bemühen, den neuesten Forschungsstand dem normalen Bürger in allgemeinverständlichen Worten näherzubringen. Brian Greene ist einer der führenden Stringtheoretiker und sucht zusammen mit einer Schar anderer Physiker nach der "Weltformel", einer "Theorie über alles" sozusagen, die alle Naturkräfte vereinigen und endlich den Ursprung des Weltalls, und damit in letzter Konsequenz eben von allem, erklären soll. Schon Einstein hatte dieses hehre Ziel, scheiterte aber. Erst neue Erkenntnisse der letzten zwanzig Jahre lassen allmählich ein Licht am Ende des Tunnels erahnen. Die Physikergemeinschaft wähnt sich auf dem richtigen Weg, auf dem letzten Stück, das endlich zur heiß ersehnten Weltformel führt.

Brian Greene erzählt in seinem Buch "Das Elegegante Universum" auf anschauliche Weise die bisherige Geschichte dieser Suche. Angefangen von der ersten großen Wissenschaftsrevolution im 20. Jahrhundert, als Albert Einstein mit seiner Relativitätstheorie das Bild vom Universum nachhaltig änderte, bis hin zur etwas später erfolgten totalen Umwälzung unserer Sicht der kleinsten Dinge im Universum, den Atomen und Elementarteilchen, als Werner Heisenberg, Niels Bohr und Erwin Schrödinger zusammen mit anderen die Quantenmechanik entwickelten. Brian Greene gelingt es, den Zauber und auch die Wunderlichkeit der Quantenmechanik dem Leser zu vermitteln, ohne ihn dabei zu überfordern. Mathematische Kenntnisse sind nicht vonnöten, selbst wissenschaftliche Vorkenntnisse sind nicht unbedingt erforderlich, nur eine Portion Neugier und Offenheit für Konzepte, die unserem Alltagsdenken diametral entgegengesetzt scheinen.

Greene führt den Leser auf sicheren Wegen in die Weltsichten der beiden führenden und erfolgreichsten wissenschaftlichen Theorien des 20. Jahrhunderts (wer an der Wichtigkeit der Quantenmechanik zweifelt, verzichtet auf solche Dinge wie den PC, oder CD/DVD-Spieler, die ohne Verständnis der Quantenmechanik nicht möglich gewesen wären), ehe er plötzlich den Teppich unter den Füßen wegzieht und den Leser unvermittelt mit den Problemen konfrontiert, die auftreten, wenn man versucht, eben jene beiden erfolgreichsten wissenschaftlichen Theorien miteinander in Einklang zu bringen. Es kommt nämlich Unsinn dabei heraus. Nun geben sich Wissenschaftler damit natürlich nicht zufrieden.

Greenes Talent besteht darin, die Wichtigkeit und vor allem den Zauber und die Ehrfurcht im Ringen um eine Vereinigung von Relativitätstheorie und Quantenmechanik plastisch zu schildern. Die im Zuge dieser Suche entwickelte Stringtheorie, die als heißer Kandidat für eine Weltformel gilt, hält dabei einige Überraschungen bereit:
So soll das Universum nun nicht mehr lediglich drei Dimensionen des Raumes und eine der Zeit haben, sondern gleich zehn Raumdimensionen und eine Zeitdimension.

Brian Greene findet für diese, zugegeben sehr seltsame Sicht des Universums, sehr anschauliche Metaphern und Bilder, die genau erklären, wie man überhaupt auf diese, für Alltagsmenschen doch recht fremd anmutende Idee, gekommen ist und was es mit diesen ganzen zusätzlichen Dimensionen auf sich hat.

Und so besteht Greenes größter Verdienst auch darin, dem Leser immer vor Augen zu führen, daß der Kosmos, daß die Wissenschaften, sehr viel mehr Faszination, Zauber und scheinbar unmögliches oder absurdes auf Lager haben, als man denkt und daß wir Menschen dabei das Talent und das Geschick haben, dem Universum seine Geheimnisse zu entlocken. Was dann letztlich auch das größte Wunder im ganzen Buch ist: daß wir Menschen, deren alltägliches Empfinden fernab von elf Dimensionen stattfindet, intelligent genug sind und das geistige Rüstzeug besitzen, die Struktur des Universums zu erkennen. Was letztlich auch zum Ursprung des Kosmos führt. Warum sind wir da? Warum sind die Dinge so, wie sie sind und nicht anders? Fast jeder wird sich das schon mal gefragt haben. Brian Greenes Buch "Das Elegante Universum" liefert zwar noch keine definitiven Antworten, aber schon einige Hinweise und Aussichten. Wir Menschen können herausfinden, warum die Dinge sind, wie sie sind.

"Das Elegante Universum" befand sich nicht nur deshalb zurecht in der Endrunde des Pulitzerpreises. Das Buch ist eine durchweg spannende, unterhaltsame und niemals zu abstrakte Einführung in das Bild des Universums, das sich Physikern Anfang des 21. Jahrhunderts offenbart. Einsteins Theorie ist nun über 90 Jahre alt, die Quantenmechanik über 80 Jahre, beide haben dem Menschen bis dato ungeahnte Erkenntnisse und spürbare technische Neuerungen geschenkt. Wir können nur ahnen, welche revolutionären Neuerungen für die Menschheit eine Weltformel haben wird. Das Thema geht damit alle an. Brian Greene bietet die Chance, an den allerneuesten Erkenntnissen teilzuhaben.

[geschrieben von Thomas]

 

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