"Googol"

von H.D. Klein

München: Heyne, 2000.

Googol ist das Erstlingswerk des Deutschen H.D. Klein, der mit Heyne einen großen Verlag für seinen epischen SF-Roman gefunden hat.

Nun ist Science Fiction aus deutschen Landen nicht gerade sehr häufig anzutreffen, tummeln sich doch auch hier hauptsächlich angloamerikanische Autoren auf dem Markt. Um so bemerkenswerter, daß Klein seinen 1053 Seiten starken Debutroman bei Heyne unterbringen konnte. Und das zu recht.

Googol ist Science Fiction im klassischen Sinne. Von der Idee her angelehnt an Arthur C. Clarkes "2001", ist Googol vielleicht nicht so philosophisch wie "2001", doch die Geschichte des Experimentalschiffes Nostradamus, das eine geheimnisvolle Pyramide abfangen soll, die in das Sonnensystem eingedrungen ist, ist dafür äußerst spannend und packend geschrieben. Googol ist sozusagen eine deutsche Odyssee im Weltraum.

Das bemerkenswerte an Googol ist die Perspektive, die H.D. Klein gewählt hat. Wohl bewußt im Kontrast zu den englischsprachigen Werken der SF spielen in Kleins Roman deutsche Konzerne und deutsche Raumfahrer die Hauptrolle. So mag es für den SF-gewohnten Leser anfangs etwas merkwürdig anmuten, daß Raumschiffpiloten Karlheinz Wörner heißen oder der psychotische Erfinder des Experimentalantriebes der Nostradamus Joseph Schmidtbauer. Aber nach einer Weile macht sich eine angenehme Vertrautheit breit. Letztlich macht Klein als deutschsprachiger Autor genau das richtige: er schreibt SF aus einem deutschen Blickwinkel.

H.D. Klein läßt sich zwar recht viel Zeit mit seiner Geschichte, ehe das Raumschiff endlich abhebt, aber auf den 400 Seiten zuvor entwickelt er eine geschickt konstruierte Verschwörung, die sowohl den Vatikan, als auch Freimaurermythik und Pyramiden auf dem Mars verwebt und bald wird klar, daß die Besatzungsmitglieder der Nostradamus kaum mehr als Bauern auf einem gigantischen Schachfeld sind. Dies wird der Besatzung selbst spätestens dann klar, als sie erfährt, daß noch zwei weitere Schiffe auf dem Weg zur Pyramide sind... Es entwickelt sich ein dramatischer und sehr spannender Wettlauf.

Neben all der Action und der technischen Beschreibung des Experimentalantriebes taucht Klein aber auch in die Psyche seines Hauptprotagonisten ein, der die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt, und läßt auch Raum für eine zarte Romanze. Bei der Charakterbeschreibung gibt es aber auch die einzige kleine Schwäche: es tummeln sich ein paar Verrückte und Psychopathen zu viel im Weltraum. Zwar liefert Klein auch ansatzweise eine Erklärung dafür ab, dennoch wundert man sich manchmal schon ein wenig angesichts der teilweise sehr psychotischen Charaktere.

Aber vielleicht ist auch die kurze, übertrieben wirkende, Passage mit einem Nasa-Schiff voll psychopathischer amerikanischer Astronauten als nicht ganz ernst gemeinter Seitenhieb auf die us-amerikanischen Stereotypen bezüglich Deutschland gemeint.

Googol ist für mich jedenfalls ein rundum gelungener SF-Roman, der all jene begeistern wird, die glaubhafte Schilderung von Technik mögen, dazu kosmische Geheimnisse, planetare Verschwörungen und Raumschiffe natürlich - gepaart mit reichlich Action und interessanten Charakteren. Man kann kaum aufhören zu lesen. Und letztlich wünscht man sich nach den 1053 Seiten, daß die Geschichte noch etwas weitergehen würde. Googol ist definitiv ein Highlight der deutschen SF und absolut empfehlenswert.

[geschrieben von Thomas]

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